Freitag, 21. März 2014
SIDE: Sandbilder.

Ich bin nicht zum ersten Mal hier, nur: diesmal hab ich mein Skizzenbuch dabei. Und der merkwürdige Unterschied zum letzten Mal ist, dass sich um den Apollo-Tempel herum ein eingezäunter Menschenauflauf befindet. „Irgend ein Minister ist gerade da“ spricht der Kellner der Bar direkt über den Felsen.
Ich komme immer wieder gerne hierher, zum Kaffee trinken direkt über dem Meer, und zum Herumstreunen zwischen aberwitzigen Pflanzen, Dünen und Ruinenfragmenten. Für mich ist Side der schönste Ort der Welt. Weil es nach Orangen riecht und Salz, nach Kräutern und Wind, nach Stein und Holz.

Vorher waren wir noch im Museum. Beim ersten Besuch war es schon zu spät, beim Zweiten ein Montag (da hat es geschlossen), und jetzt, beim Dritten, brauchten wir als Erstes ein Klo. Menschen, die ihr Leben in Städten verbringen, vergessen schnell, dass ein anständiges Klo die einzig wahre wichtige Erfindung der Zivilisation ist. Ich könnte ein Buch füllen mit abenteuerlichen Geschichten über Toiletten in ganz Europa. Aber jetzt bin ich Türkei, und habe erstmal Museum.
Das Museum in Side ist klein, eher winzig, und der meiste Krempel „open Air“ deponiert. Drinnen, in den ehemaligen Thermen, sind Fundstücke wie gehabt eher nach Materialien denn nach Epochen in Vitrinen zusammengeworfen. Wieder begegnet mir viel Information zum grossen und ersten Archäologen, der von Atatürk in den 30ern höchstpersönlich als Erster nach Deutschland zum Studium geschickt wurde.
Und heimlich danke ich meinem Schöpfer, bei allen vorhandenen Skeletten und Artefakten nicht ein einziges Mal von stechender, kribbelnder „Strahlung“ beschossen zu werden. Das wird sich freilich ändern, später, im alten Hospital, später in einem „Wohnhaus“ in dem ich Zeuge einer unsichtbaren Messerstecherei werde, und eine Ecke weiter eine durchaus reale Drogenspritze finde.

Der Minister – oder wer auch immer da gerade einen kulturell relevanten Vortrag hält, hält ihn nicht zu Unrecht. Nicht, weil gerade offenbar sowas wie Wahlkampf ist, überall begegnen einem laut trötende Partei-Busse jeglicher Couleur. Nein, der Apollo-Tempel, so wie ich ihn kennengelernt habe, ist ein Anderer. Der gesamte Platz um den Tempelrest wird – soweit das überhaupt geht – rekonstruiert und wieder aufgebaut, aber nicht, wie man das normalerweise in Europa macht.
Archäologie bedeutet immer auch Zerstörung. Das liegt an den verschiedenen Bauabschnitten und Zeitepochen, denn trägt man die oberste Schicht ab um an das zu gelangen was darunter liegt, ist diese oberste Schicht zerstört für immer.
Auf einer Art Bautafel wird dokumentiert, was hier passiert: die Vermauerungen der letzten 1-400 Jahre wird entfernt, die Ruinen aus den Bestandsbrocken rekonstruiert und mit neuen Steinen soweit repariert, dass Türen wieder Türen sind, Kuppeln wieder Kuppeln und Fenster wieder Fenster, Treppen wieder Treppen. Was ergänzt wurde oder ergänzt werden musste ist mit roten Linien gekennzeichnet. Was droht umzufallen wie die beiden Wände der Basilika, wird mit Stahl stabilisiert.
Überall Handwerker beim Steinmetzen, und was bereits fertig saniert ist, macht mich fertig. Ich habe eine solche genial-konzeptionelle Leistung der Vermeidung von „Disney-World“ so noch nie gesehen. Man bekommt ein deutliches Bild von allem, aber ohne dass das Zerstörte verschwunden ist. Ehrlich gesagt: ich möchte heulen vor Freude dieser Verbeugung vor der Vergangenheit gegenüber, die so viel weitergibt an die Zukunft. Gerade weil so „wenig“ getan wurde.
Aber manchmal ist weniger einfach mehr.

Alles vermeintlich Grosse und Ewige und Geniale ist vergänglich. Alles holt sich die Welt zurück, was der winzige, sich so wichtig nehmende Mensch hinterlässt. Und hier ist merkwürdigerweise der Ort, an dem man das deutlicher spüren kann als sonstwo. Vielleicht auch, weil eifrige Christen „Halleluja“ an Mauern schmieren in denen Muslime leben, wie rücksichtsvoll. Weil es diesmal Hunde sind, die in den Ruinen leben, die uns führen und uns zu einer atemberaubenden Ausgrabungsstelle lotsen. Die alte Stadt liegt gut zwei Meter unter Sand. Und dazwischen blühen seltene Orchideen und andere Pflanzen.
Alles ist vergänglich, was Menschen betrifft, und ich bin glücklich hier, weil es den Moment des Jetzt so wertvoll macht. Wie eines der Sandbilder der Navajo, gemalt nicht für die Ewigkeit sondern für den Ritus des Windes und der Geister.

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SELGE: hartes Leben.

Ok, zweiter Versuch Selge zu finden. Beim ersten Mal hatten wir im Gewitter die falsche Abfahrt, und fanden im Unwetter nur noch eine Sackgasse mitten im Niemandsland. Nicht vergessend des Restaurants „Flamingo“, eigentlich eine Rafting-Station, in der man uns für aberwitziges Geld eine übersichtliche, aber vor Öl triefende Mahlzeit aufgetischt hatte. Interessanter die alten Gartengeräte an der Wand, von denen eines aussah als wäre es mindestens 100 Jahre alt – und exakt so aussah wie ein Bronzeartefakt aus Halle, dessen Sinn bis heute nicht bekannt ist. Hier ist es offenbar eine Art Grabstock, eine spitze, hölzerne Hacke für sehr kleine Gewächse, ich vermute Kräuter oder Salat.

Der Weg nach Selge, einer laut Touristenführer zerfallenen römischen Stadt mit Amphitheater und Konsorten, ist allein schon ein Abenteuer, und erinnert eher an die Serpentinen, die sich zu schweizer Bergdörfern schlängeln. Einspurig, hart am senkrechten Fels, kein wirklicher Fahrbahnbelag. Hin und wieder begegnen einem Offroad-Kolonnen von Touristen, wie ich sie im Sommer schon gesehen habe. Irgendwo am Weg steht eine ältere Frau, winkt gut gelaunt, fragt, ob wir nach Selge fahren, und steigt einfach ein. Nicht die erste irgendwie gut gelaunte Frau, die wir hier sehen, und die alle irgendwie mitten im senkrecht bewaldeten Gebirge herumklettern.

Ganz oben dann, beinahe außerhalb der Baumgrenze, tauchen plötzlich steinumrandete, ovale Felder auf, in die flachen Täler geschmiegt, und Häuser... und eine Dolmusch-Station. Das also ist Selge, und kein Touristenführer erwähnt: Dort leben nach wie vor Menschen. Mitten IN den Ruinen. Auf eine Art, die mich an die Inka-Dörfer Perus erinnern.
Eine fröhlich-aufgeweckte junge Frau springt neben das Auto, zeigt uns einen Platz zum Parken. Im Weiteren erzählt sie in fließendem Deutsch: der Bürgermeister lässt gerade einen Parkplatz bauen, wie sie heißt, dass sie drei Kinder hat, dass in Selge einst 20.000 Menschen leben, dass es heute nur noch 107 Häuser gibt und weniger Menschen, dass das Leben hier oben sehr hart ist und man eine Grundschule hat und eine Moschee ohne Turm, dass dreimal am Tag der Dolmusch fährt und die älteren Kinder zur Schule ins Tal befördert und – hier des Rätsels Lösung – alle Männer an der Küste arbeiten, meist für Hotels, Touristen und die Gastronomie. So kommt es, dass man hier nur Frauen sieht, ganz im Gegensatz zum Tal, in dem man das Gefühl hat, dass es dort keine Frauen gibt, weil man nur Männern begegnet. Und: „es geziehmt sich nicht für Frauen, woanders zu arbeiten als zu Hause“.
Selge selbst mit seinen durch Erdbeben und Anderes zertrümmerten Römerstadt wenig interessant für mich, was mich zieht und zerrt ist die Tatsache, dass man die Ruinen quasi nur durch die Vorgärten der letzten Bewohner betreten kann, und dass man Tourismus vor allem am Müll erkennt, der zwischen den Brocken der Ruinen zu finden ist. Sandalen sind dabei und kaputte Autoradios. Das Dorf selbst ist sauber, Marmorsäulen zieren die Kuh- und Ziegenweiden, eine alte Frau führt uns durch das ruinierte Amphitheater, und klettert dabei in einer Geschwindigkeit von Brocken zu Brocken, dass man am Alter zweifelt. Sie muss herzlich lachen, wenn sie uns beim ungelenken klettern beobachtet.
Nachdem der Regen irgendwann dafür sorgt dass wir nass sind bis auf die Knochen, und weil wir dummerweise eine längere Pause wegen Zeichnens einlegen mussten, wollen wir irgendwann nur noch zum Auto und raus aus der scharfen Windeskälte.
Auf dem Weg Richtung Flusstal begegnen wir unserer jungen Führerin noch einmal, die gerade dabei ist in den Wald unter der Straße abzusteigen, Winken, Lachen, ein älterer lachender Frauenkopf taucht von unten aus dem Gestrüpp auf. Weiter unten begegnen wir auch der alten Frau wieder, die sich ein Stück hat mitnehmen lassen: sie hat ihre Freundin mitsamt der Ziegenherde gefunden, und winkt ebenfalls.

Was mich hier zieht, ist die Lebensfreude dieser Frauen, ihr offenes Lachen, denn so habe ich das noch nie erlebt. Dieses Dorf ist ein Frauendorf, und wie unsere junge Führerin zu Beginn andeutete: sie rennen den ganzen Tag hin und her, entweder hinter den kleineren Kindern oder den Ziegen hinterher, erledigen, pflanzen Weizen für Brot, und wenn sie nichts zu tun haben basteln sie Touristenzeugs und lernen Sprachen. Wenn sie nicht gerade irgendwo in den Bergen herumsteigen und Ziegen suchen. Denn es gibt ja keine Männer, um die man sich kümmern müsste.

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HÖHLE KARAIN: Ton, Steine, Scherben.

Irgendwo am Ende der Welt, einige Kilometer von Antalya entfernt, mitten in einer abgelegenen Berggegend zwischen fruchtbaren Feldern und bizarren Felsmassiven versteckt, liegt die Höhle von Karain. Die man freilich finden kann, weil es Wegweiser gibt. Und über die ich ausnahmsweise schon vorher ganz grob weiss, dass man dort nahezu unterbrechungsfrei menschliche Überreste zwischen Neandertaler-Kultur und griechischen Kulten hat finden können. Laut Reiseführer sollte dort ein kleines Museum stehen, und die Begehung nur mit einem Führer möglich sein.
Und dann kam es anders.

Nachdem wir uns wie immer zunächst furchtbar verfahren hatten und so im Hinterland Bergmassive zu Gesicht bekamen die uns schier die Sprache verschlugen, merkwürdige Mauerreste unseren Weg kreuzten die in keinem Führer vermerkt sind, aber älter sein müssen als die Römische Besatzung, fanden wir in einer verlassenen Gegend ein beinahe verlassenes Pförtnerhaus, zahlten unsere 5 TL Eintritt, und wurden dann den Berg hinaufgeschickt, ohne Führer. Einsam kletterten wir erneut wie die Bergziegen den Hang hinauf, immer den Wegmarken nach. Bis es wieder Bäume gab – die einen Höhleneingang versteckten. Und noch einen. Und eine alte Infotafel. Ja, hier hatte es wohl zu anderen Zeiten Touristen gegeben.

So unscheinbar die Höhle von aussen scheint, so grandios eröffnen sich einem dort reliefartig ausgewaschene Decken, Reste von „Vorhängen“ (so nennen sich vorhangartige Tropfsteine), Felssäulen, und je weiter man ins Innere klettert, atemberaubende Hallen mit natürlichen Emporen und Galerien, Podesten und: vom Ruß der Jahrtausende geschwärzten Decken. Die 2,5m hohen „Grabungsschnittsäule“, welche die zuständige Archäologin zu Demonstrationszwecken stehen gelassen hat, ist wegen des Regenwetters mit Planen verhüllt, überhaupt ist es in der Höhle glitschig durch den Regen der letzten Monate. Das Erkunden ist somit eher eine Rutschpartie denn eine Begehung, und ich verfluche meine Lowas, die bei nassen Untergründen auf Fels, Beton, Teer oder im Schlamm wie Schlittschuhe reagieren. Aber ich habe ja Hände und einen gut gepolsterten Hintern. Und ich ärgere mich, den Rucksack im Auto gelassen zu haben, eine Taschenlampe wäre nicht schlecht gewesen.
Noch bis in die letzten Ecken sind die Decken mit Ruß geschwärzt, ich spüre viele Menschen, die hier Ruhe und Zuflucht finden, Lachen, Lächeln, ein leichtes Herz. Es ist, als schwebe man ausserhalb der Zeit und jenseits der Geschichte.
Allein in den äußeren Bereichen und Grotten passiert Handfestes, nur hier ist der Fels bearbeitet, stehen Worte in griechischer Schrift an der Wand, hat man Nischen gemeißelt, und offenbar werden diese Grotten als Ziegenstall verwendet.
Mein Mann, der immerzu merkwürdige Dinge einfach so findet, hat plötzlich Feuerstein-Klingen in der Hand, nein, keine Reste oder Abschläge, sondern Klingen. Ich sehe mir das an, ein Meissel wie ich ihn im Museum in Antalya gesehen habe, 7000 BC. Und es dauert nicht lange, bis ich im Schutt vor der Höhle Keramik finde... sie muss alt sein, sehr alt, hier wurde keine Töpferscheibe verwendet und trägt ein gesticheltes Musterband. Unter einem Baum finde ich weitere Keramikreste (diesmal eindeutig mit Töpferscheibe hergestellt), die wirken wie deponiert. Ich beschließe, unsere Funde aus dem Schutt vor der Höhle einfach dazuzulegen.

Nach dem Abstieg fragen wir nach dem „Museum“, aber man sagt uns, dass alle Stücke vor ein paar Jahren nach Antalya gekommen sind. Erneut denke ich „die Funde müssen dorthin, wo sie hingehören... sonst gehen sie verloren für die Geschichte, die sie erzählen.“

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Freitag, 14. März 2014
MUSEUM ANTALYA: Navi und Mehrsalz.

Nachdem wir uns vor ein paar Tagen ganz grandios in Antalya verfahren hatten, auf der Suche nach "dem" Museum, einer Wechselstube, einer Toilette (das war nach der Perge-Exkursion), mieteten wir uns ein Navigationsgerät. Denn der Verkehr ist in Antalya für den Aussertürkischen nicht zu beherrschen. Man braucht einfach zu lange, um die Straßenkarte zu lesen. Weil in der Türkischen Sprache, in dieser Region hört sie sich eher an wie Ungarisch, gefühlte 60 Buchstaben pro Silbe verwendet. Ohne Navi hätten wir das Museum nie und nimmer gefunden, auch, weil es schon wieder in Strömen goss.

Ganz nahe am Meer liegt das Museum, beinahe wie Nizza kommt einem das vor, wenn man sich besseres Wetter denkt.
Der Unterschied ist, dass es für Atatürk, den Gründer des Staates wie des Museums, nicht einfach gewesen sein muss, dieses Museum in die Welt zu setzen, wie man aus der Erinnerungsecke ersehen kann, wenn man zwischen den Zeilen liest. Erinnert mich architektonisch irgendwie an ein Schulgebäude aus den 60ern. Das Kulturerbe und die Archäologie schienen Atatürks Herzensangelegenheiten gewesen zu sein. Nachdem ich die komplette Entstehungsgeschichte gelesen habe, bekomme ich einen Hauch von Ahnung, was dieser Mann geleistet hat, und dass es höchst verehrungswürdig ist.
Die grobe Idee des "einem traditionellen Bauernstaat klarmachen, dass er eine Geschichte hat" schwingt an der einen oder anderen Ecke noch zart durch die Ausstellungen, hier sind in der Tat die Artefakte nicht einfach in die Vitrine geklatscht, sondern nach einem bestimmten Muster geordnet, der mit Menschheitsgeschichte und Verwendungszweck der Stücke verknüpft ist. Leider ist die Beschriftung nicht gut, wenig erfährt man über die konkreten Fundorte und den Fundumstand. Besser ist die Beschreibung, wie die Stücke eigentlich hergestellt wurden.

Man lernt aber nicht nur etwas über das Neolithikum und die Zeit danach, sondern es wird umfassend über die Ausgräber berichtet. Denn wirklich gegraben wird in der Türkei erst seit den späten 40er-Jahren, und die ersten Archäologen wurden in Ermangelung eigener Fakultäten von Atatürk höchstpersönlich nach Deutschland geschickt, um dort zu lernen. Insofern wundert es nicht, dass unter all den Namen und Gesichtern nur eine Frau zu finden ist, und, dass sich eine Menge Deutsche darunter tummeln. Speziell die Dame, die die Höhle in Karain "übernommen" hat verfügt über eine beeindruckende Biografie und beeindruckende Ergebnisse.
Und was in den Archiven dieses Museums noch so an Stücken herumliegt, will ich erst gar nicht wissen, es würde vermutlich Kilometer von Glasvitrinen füllen. Witzig auch: um zu demonstrieren wie griechische Keramiken zu gewissen Zeiten anderorts ausgesehen haben, hängt da ein Foto von einer Vase oder Schale aus: Würzburg. Aus jener Sammlung in der Residenz, ausgebuddelt auf der Festung, deren beste Stücke den Luftangriff im 2.WK nicht überlebt haben.

Der größte Teil der Ausstellung beschäftigst sich allerdings mit den Skulpturen aus Perge, Aspendos und den Bodenfliesen aus Seleukia. Figuren, wie sich sie schon zu hunderten in München und Berlin gesehen habe, in Florenz und Rom. Alle Stücke stammen aus dem 3.Jh.v.Chr., insofern bin ich nur verwundert, die Nemesis extrem häufig zu finden und diverse römische Kaiser mal bekleidet, mal splitterfasernackt vor der Nase zu haben. Nein, Kaiser Hadrian samt Gehänge wollte ich nie naggisch sehen, aber nu isses halt passiert.
Auffällig, wenn man genauer hinblickt ist, dass all die monumentalen Marmorstatuen nur diesen griechisch-römischen Stil tragen, bis auf ein paar unspektakuläre Stücke derselben Zeit, die seltsam einfach, seltsam abstrakt, seltsam symbolisch-einfach-bildarm daherkommen, und ausnahmsweise wohl von Einheimischen für Einheimische geschaffen wurden. Und so ist das einzig wirklich "aufgeladene", für mich sehr deutlich fühlbare Gegenstand ein ein einfacher Sarkophag mit groben Schilden dekoriert, der Sarg eines Kriegers oder Helden ohne Namen.

Im Prinzip ist das Museum nicht groß, nicht spektakulär, und mindestens Perge sollte man vorher besucht haben, um zu kapieren, wo diese Masse an Skulpturen herkommt.
Und vielleicht sollte man auch wissen, wer die Nemesis ist, um die "Blüte" (und den Niedergang) gewisser Besatzer in der türkischen Geschichte ansatzweise begreifen zu können, von denen es mehr als genug gibt.

p.s. Seleukia fehlt am Ende dieser Exkursionsreise -- dort waren wir im letzten Jahr. Beeindruckend: dort liegen Bodenmosaikreste nicht nur mitten im Wald, sondern die Legende eines "heiligen Baumes" ist dort noch nicht verschwunden. Dort stolpert man über wilde Grabugslöcher genauso wie ungesicherte wie gesicherte Kanalisationslöcher. Mit Flip-Flops war die Begehung damals für mich nicht ganz so einfach. Damals stellte ich mir erstmals die Frage, warum man hier, mitten am Ende der Welt, jenseits von Wasser und Acker, eine Stadt angelegt hatte.

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Donnerstag, 13. März 2014
SILLYON: Berg ohne Wiederkehr.

Wer gern klettert und sich durch dichtes Gestrüpp über Steinbrocken hinwegbewegt wie eine Bergziege, und es mag immerzu Gefahr zu laufen in ein Getreidesilo- oder Zisternenloch zu plummsen, ist in Sillyon, einer zerfallenen Stadt auf einem Tafelberg (!) am richtigen Ort. Nur regnen sollte es nicht, sonst liegt man glitschigerweise schneller auf der Nase, als einem lieb ist. Und nachdem der Berg weder touristisch noch archäologisch ansatzweise erschlossen ist, sollte man dort echten Abenteuergeist mitbringen. Und eine gewisse Schwindelfreiheit, denn ein Teil der Stadt ist in den 60ern in die Tiefe gestürzt, und es gibt nichts, was einen selbst am Runterfallen hindern könnte. Und ein Problem mit Ziegenkacke sollte man auch nicht haben, denn der Berg wird zwar nicht mehr von Menschen bewohnt, dient aber Ziegenherden aus der Umgebung als prima Futterort. Und Schildkröten. Denn dort oben macht sich eine Flora breit, die unbeschreiblich schön und vielfältig ist.

Ich für meinen Teil bin hier wieder mit dem nahezu zwanghaften Gedanken unterwegs, all diese Pflanzen zu sammeln, zu zeichnen, zu bestimmen. Zwischen Ruinen, denen man die "Bauperioden" ansieht, und mich auch historisch beinahe überfordern. Immerzu stelle ich mir vor wie es wäre, dieses riesige Ding von Ruinenstadt wieder aufzubauen. Was getan werden müsste, dieses Areal begehbar zu machen, sodass man wenigstens mit normalen Schuhen herumlaufen kann, ohne sich den Hals zu brechen oder von Dornenbüschen völlig verkratzt zu werden.
Ich entdecke Terazzo-Böden (römisch), unter denen Terrakotta-Fliesenböden (griechisch) liegen, Bruchstücke von uralter, zartblaugrün lasierter Keramik, T. findet Mosaikfragmente zwischen Blumen und Schotter. Lässt man sowas liegen? Nimmt man sowas mit und trägt es ins nächstbeste Museum? Ich bin der Meinung: liegenlassen. Zu viele Missverständnisse könnten aufkommen, und die türkische Polizei macht penetrant Ernst mit Artefaktenjägern.
Ich entdecke Säulenreste in seldschukische zerfallene Neubauten vermauert, Schicht über Schicht, und weil mich das Gesamte irgendwann überfordert mit meiner 5-fachen Wahrnehmung, frage ich den Genius-Loci einfach, warum ich hier bin.

"Es darf nicht wieder aufgebaut werden, denn dieser Ort ist dazu bestimmt, die Geschichte zu erzählen wie sie unabwendbar ist: der Mensch geht weiter und immer weiter, und lernt nichts dabei, wenn er nicht auch sieht, wie vergänglich alles ist. Das habe ich (?ich?) mit diesem Ort begründet, und so soll es auch bleiben."
Aha.
Nein, kein für Andere unsichtbarer Geist begleitete mich, er trug keinen Namen, ich fragte nicht danach, er sagte ihn nicht von sich aus, es war, als würde mir der Wind diese Worte sagen.

In den Ruinen ist ein gewisser Gigantismus durchaus nach wie vor sichtbar, ein Meer aus Marmor und Basalt, und es dauert rund 4 Stunden, das Plateau zu umrunden. Das hat schon was. Es ist ein Bisschen wie das Wühlen im Müll, der aus Schätzen besteht, nur, dass man das alles nicht einpacken und mitnehmen möchte weil etwas zu sperrig. Also zeichne ich. Und merke dabei, dass das eine andere Nummer ist als Architekturzeichnen, denn die Sträucher und Bäume, in die jene Ruinen eingebettet sind, rauben mir den Nerv. Ein Quader zeichnet sich schnell im Vergleich zu einem Busch oder Baum im Frühling (wenig Blätter), der sich hell vor einem solchen Quader breitmacht. Mist auch, denke ich die ganze Zeit, jetzt weiss ich, was ich die letzten Jahre öfter hätte tun sollen: Gebüsch zeichnen üben, das dauert mir zu lange und sieht ganz furchtbar aus (blöderweise bemerkt das ausser mir wieder keiner).

Zurück im Hotel tue ich zwei Dinge: Nachlesen was zur Geschichte von Aspendos im Reiseführer steht (Tatsache: die Seldschuken waren die letzten Herrscher durch Eroberung), und was zur Stadt Sillyon notiert ist. Demnach wurde die Stadt gegründet von einem legendären griechischen Seher.

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Mittwoch, 12. März 2014
ASPENDOS: Blumensprachenkryptogramme.

Niemand würde seine Döner-Bude nach der Stadt Perge benennen, mit Aspendos ist das aber eine ganz andere Geschichte. Im Gegensatz zu Perge ist Aspendos arhäologisch betrachtet nicht nur interessanter weil älter und jünger gleichzeitig, sondern weil es touristisch quasi voll erschlossen ist. Und das wiederum ist so, weil es über ein beinah komplett erhaltenes Amphitheater verfügt, und nicht ausschliesslich aus Trümmern besteht.
Die Leute wollen ja was zu gucken haben, ohne dass man sich bei den herumliegenden Trümmern ein eigenes Bild machen muss.
Dabei besteht das eigentliche Aspendos noch aus einem nach wie vor bewohnten Dorf am Fuss des Berges, und die Menschen leben dort nicht nur zwischen den Ruinen, sondern die Hälfte der Häuser -- das sieht man allerdings erst von oben -- besteht aus klassischen römischen Wohnhäusern aus Stein, ähnlich, wie man es in Italien auf dem Land heute noch findet.

Das Theater hat mich -- weil ich generell Amphitheater stinklangweilig finde -- eigentlich nicht interessiert. Interessanter fand ich dann eher die Arbeiten "hinter der Kulisse", denn das Theater wird gerade einer Sarnierungskur unterzogen, sodass das gute Stück wieder als Theater nutzbar gemacht werden kann und voll begehbar ist. Dutzende von Arbeitern waren am mörteln, Steinehauen, Kabelziehen. Es regnete gerade nicht, also zeichnete ich das.

Der Rest des Arreals (und das deutlich größere) hingegen ist wie Perge auch eine Ansammlung von Büschen, Bäumen, seltenen und atemberaubenden Pflanzen (ein Botaniker hätte seine wahre Freude) und herumliegenden Gesteinsbrocken. Manchmal schwer zugänglich, an manchen Stellen nahezu lebensgefährlich.
Rechter Hand des Aufstiegs ein "Tempel". Und nachdem mich Tempel ja nunmal magisch anziehen, konnte ich dort auch gleich drei energiereiche Stellen orten. Aber keine Szene wie in Goseck. Nur der Blick auf die umgebenden Berge, der einem schier den Atem verschlägt. Doch beim Verlassen des Tempelrestes passierte es dann.

Semele war ihr Name, Sklavin der Göttin Athena, senfgelbes Gewand.
"Komm mit."
Ich also hinterher.
Die haben ihre Gründe, und weglaufen kann ich eh nicht.
Der Bodenradar sagte mir: hier waren politische Dinge passiert. Druck im Kopf und im Bauch.

Sie führte mich den Berg hoch, und wir gelangten so zu einem Areal, das wohl einmal eine Halle mit Apsis gewesen war, und gefüllt mit Steinblöcken, über die man klettern musste, wenn man ins ehemalige Innere gelangen wollte. Ein Hoch auf meine Lowas, aber zum Klettern zwischen solchen Brocken taugen Turnschuhe mit dünnen Sohlen besser, weil die Füße den Fels besser tasten und so besseren Halt finden können.
Im Inneren des ehemaligen Baus, von dem nur drei Wände und eine Art Treppenpodest geblieben sind, zeigte sich mir dann die Szene von übereinander herfallenden Männern in Tunika und Toga, hart diskutierend und sich prügelnd, weniger blutig als handgreiflich.
"Sie machten einen Aufstand" flüsterte Semele, "hier ging es zu Ende. Die Seldschuken haben alles zerstört, du musst das hier wieder aufbauen um den Schatz zu finden."
Klar. Ich kann das hier nicht wieder aufbauen, sagte ich ihr und erklärte wieso. Und wer überhaupt waren die Seldschuken? Hier flogen nur Trümmer klassisch griechischer und römischer Bauweise durcheinander. Und was meinte sie mit "Schatz"?

Die Nummer mit dem Schatz gab mir Rätsel auf, bis mein Sohn spontan antwortete: "Na, die Freiheit ist der Schatz."
Freiheit? "Wenn ihr das so nennt wenn man sich selbst versklavt weil man sich dem Glauben unterwerfen muss, dass ein Gott das so will, ja. Wenn man die Wahl nicht mehr hat zu erkennen ob man Sklave ist oder nicht, ja. Denn es ist besser zu wissen, dass man Sklave ist, als es zu sein und zu glauben, man sei es nicht." stimmte Semele zu. Und wieder ein "Komm mit."
Sie führte mich an das, was wohl vor Urzeiten einmal ein Fenster gewesen war, und zeigte mir die Berge. Tafelberg rechts, Tafelberg links, Tafelberg in der Mitte. Symmetrisch wie mit dem Lineal abgemessen. Auf dem mittleren Tafelberg also würde ich weitere Puzzleteile finden. Die Stille selbst machte einen nahezu körperlos. Als ich aber ans "Fenster" trat, fingen mit einem Mal alle Hunde, Ziegen, Schafe, Kühe, Hühner und Hähne der umliegenden Gegend an, einen unglaublichen Krach zu machen. Es würde ein "Erdbeben" geben, fragte sich nur, wann.
Blöderweise hatte ich mir meine Position nicht richtig gemerkt, der Tafelberg musste irgendwo nordost-ostwärts liegen.

Beim Besteigen und Erkunden der restlichen Ruinen hatten wir uns grandios verlaufen, hin und wieder goss es in Strömen, und am Ende waren wir froh, den Eingang wieder zu finden, und dort einen Becher Kaffee ordern zu können.
Am Nebentisch saß ein türkischer Gruppenreiseleiter mit einer seiner Grüpplinge -- sie unterhielt sich über das Zeichnen und den Rückzug von der Gruppe, er erzählte, dass die Menschen in letzter Zeit mehr wissen wollten, und es sei wichtig diese Orte zu besuchen. Vor allem für die Türken selbst. Ein neues Zeitalter bräche an, das sei spürbar selbst für ihn, der weder mit dem Zeichnen noch mit der Kunst irgendwas am Hut hätte.
Ich trank, völlig durchnässt, meinen Kaffee, und hielt die Klappe. Erst am Abend verabschiedete ich mich von Semele, nachdem wir uns Richtung Selge verfuhren und umkehren mussten, in ein fürchterliches Unwetter kamen, und völlig erschöpft in die Betten fielen.

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Dienstag, 11. März 2014
PERGE: Schmiere stehen.

Lexikalisch gesehen liegt Perge ganz in der Nähe von Antalya, und damit in der Nähe eines Flughafens.
In Wirklichkeit liegt es Anfang März mitten in einem von Ziegen begatteten Schlammloch, kostet 15 TL (5 Eur) Eintritt, und im Zuge des Lesens der vielen Schildchen und Schilder fragt man sich, wieso die Gelehrten sich schon wieder streiten, ob das jetzt eine Agora oder nicht ist.
Künstlerisch betrachtet, bleibt ausser Gigantomanie noch die Tatsache, dass die ganzen nackten Herrscher- und Götterstatuen im Museum von Antalya vor sich hindümpeln, um darüber hinwegzutäuschen, dass man die Ruinen eigentlich beklaut hat.
Dafür ist das Museums-Shopping-Klo gratis.
Geht so Geschichte?
Man nennt sich Hochkultur, ballert eine Stadt in die Landschaft, dann kommt ein Erdbeben, und wird vergessen, ein Fressen für die Ziegen. Dann wird der ganze Kram wieder ausgebuddelt, und wartet auf Besucher aus dem schönen Westeuropa, die sich sowas gerne angucken und bestaunen, denn das kennt man ja schon aus Trier, Rom... äh... naja von dort eben, wo sie einen immer hinschleifen, wenn man Latein hat und dann Kinder in die Welt setzt. Weil vor und nach dem Limes hört die Bildung auf.

Ohne Zweifel, ich hatte meinen Spass.
Es hat was.
Aber in welcher Ruine ich mich erleichtert habe, verrate ich nicht, denn wenn man schon mal jemanden hat der dabei Schmiere steht, sollte man diesen nicht mit reinziehen.

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Donnerstag, 27. Februar 2014
Bindfadenstinose...

...is auch nur ein anderes Wort für "Mist, ich brauch ne Lupe zur Lesebrille zum Nähen mit der Hand, weil ich den Faden nimmer eingefädelt kriege."

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Montag, 24. Februar 2014
Exkursion in die Zukunft.

Zuerst erkannte ich, dass die Bibel ein Schöpfungsmythos ist, und zwar einer, der da beginnt, wo die bekannten Mythen enden.
Dann erkannte ich, dass der Gott der Bibel nicht nur kein "Wesen" ist, sondern schlicht die Kraft, die Evolution und Überlebensfähigkeit überhaupt ausmacht. Nichts weiter. Kein strafender Gott, sondern nur eine Kraft die dem Menschen sagt, wie man sich durchsetzt als Nomadenvolk gegen Menschen, die das Land haben, was man selber dringend und gut gebrauchen könnte, um nicht in Sklaverei zu verrecken. Bedeutet natürlich: Mord, Totschlag, Vergewaltigung. Die übliche Methode eben. Damit begann eine Reise in die Geschichte, die mir beinah das Hirn wegpustete, und hier nicht wiedergeben kann, denn ich entwickelte Erkenntnisse, die pro Gedanke rund 25 Text bedeuten würden um es mitzuteilen. Ich hatte aber ungefähr 2-3 dieser Erkenntnisse pro wacher Stunde.

Und dann recherchierte ich das Studienfach, von dem die Archäologin in Berlin gesprochen hatte, erzählte meinem Mann davon, und dass man es auch hier an der Uni studieren konnte (ich hatte eigentlich nach einem Buch über den Gesang der Regenbogenschlange der Navajo in der UBib gesucht, war sogar fündig geworden, ärgerte mich nur über den Hinweis "nicht ausleihbar", was daran gelegen haben konnte, dass ich mich nicht mit meiner Leseausweis-Nummer eingeloggt hatte).
Mittlerweile kann ich mir die Bezeichnung des Faches sogar Merken: Museologie bzw. Museumswissenschaften nennt sich das.
Und wenn alles sauber bleibt, fange ich also im September mit schlappen 45 Jahren auf dem Buckel nochmal von vorne an. Hier finde ich den Weg, den Gesang der Regenbogenschlange zu singen, so und nicht anders ist es immer gewollt gewesen, und plötzlich verstand ich alles. Plötzlich passte alles zusammen. Ich wusste: alle Menschen sangen so viele verschiedene Lieder... aber in Wirklichkeit ist es nur ein einziges Lied.

Ich begriff, warum Menschen wie ES mir nicht von der Seite wichen und Orakel über sich selbst forderten. Aber ich bin kein Orakel. Nicht in diesem Sinne. Menschen die das nicht wollen und mich kennen, wissen das. Sie wissen, dass ich in menschliche Körper blicken kann wie ein Röntgengerät, und über eine Art "Zugriff" Heilungswege beschreiben kann, aber dennoch keine Heilerin bin. Und sie wissen, dass ich im Zeitkarma schwimmen bin, aber nicht zum Zwecke des Eingreifens. Ich begriff, dass sie ihre eigene Geschichte hören wollen, weil sie selber dazu nicht in der Lage sind. Und sie kommen zu mir, weil ich ihnen diese Geschichten tatsächlich singen kann. Sie liegen vor mir wie ein offenes Buch. Das Problem, das dabei allerdings meist existiert ist, dass sie taub sind für ein LIED. Was sie wollen ist irgend etwas zwischen Absolution, Wegweisung und Perspektive. Deswegen singe ich öfter als mir lieb ist: Geh auf einen Berg. Und wenn du die Antwort gefunden hast, dann komm wieder runter.
Ich kann keine Antworten geben auf Fragen, die Menschen sich selber beantworten können müssen. Nicht weil ich nicht könnte. Sondern weil das nicht mein Job ist, sonder ihr eigener.
Alles was ich tun kann, ist singen, indem ich Bilder male, Texte schreibe, beides zusammen, und damit die Gefühle wecke, die die Meisten dann nicht ertragen. Aber ohne Emotion lernt es sich bescheiden.
Und Angst ist kein guter Ratgeber, weil sie schlechte Gefühle macht.

Jetzt, heute, am Ende vom Anfang stehen zwei Phänomene: das zwanghafte Sehenmüssen einer TV-Serie bis zu dem Punkt, an dem ein russischer Dichter zitiert wird:
"So viele Religionen,
So viele Gesänge,
Doch nur ein Lied."
(woher kannte ich das gleich nochmal?)
und der erstaunte Kommentar meines Sohnes "Mama!!! Das ist das Lied der Regenbogenschlange!!! Dein Lied!!!" (der Knabe ist 12, aber nicht wirklich, denke ich manchmal), und ich sagte nur "ja, ich weiss".
Das andere Phänomen ist die Aussage, dass ich im März sterben werde.
Weil ich auf meinem Trip nächste Woche in die Türkei einen "heiligen Mann" treffen werde, der meiner Vergangenheit den Stecker rauszieht, ohne die es keinen Gesang geben kann, den irgendwer auch versteht oder hört.

Na, ich bin gespannt.
Damit wären wir eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs...

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Exkursion in die Gegenwart, Teil 2.

Ich bekam Fieber.
Oder das, was sich anfühlte wie Fieber.
Wenn ich Fieber bekomme, will ich immerzu nur Ginger-Ale trinken. Und einen ganzen Ozean davon hätte ich saufen können. Aber Pepsi tats dann auch.

Ich fand heraus, dass die Sprache der Navajo zurückzuverfolgen ist bis mitten in den Fruchtbaren Halbmond an den Euphrat, zentral genau dorthin, wo Göbegli Tepe liegt. Die Bedeutung dieses Umstandes wiederum konnte ich nur begreifen, weil ich mich letzten Sommer ausgiebig mit Sprache befasst habe: wie sie entsteht, sich entwickelt, und wie man Rückschlüsse auf Verwandtschaften ziehen kann. Damals lag ich am Ufer des Plauer Sees, hatte die seltsame Begegnung mit einem "Ahnen" der Region, der mich bat dafür zu sorgen, dass die Geschichte seiner Sippe nicht vergessen wird. (???). Ich robbte dort quer durchs Unterholz und eine Schrebergartensiedlung, um Großstein- und Hügelgräber zu kundschaften wie es offenbar deutlich mehr Touristen tun, als den heute Ansässigen das lieb ist. Auf dem Schälchenstein brannte Feuer. Sie frästen und verbrannten. In die Kuhlen wurde eine Flüssigkeit gegeben und angezündet.

Und ich fragte alle, die mir in dieser Woche "auf dem Sopha" vor die Füße fielen, was das alles soll. Immer wieder der Satz "im März wirst du sterben".
Wenn man öfter solche Begegnungen hat, weiss man, dass man mit den Unichtbaren hin und wieder deutlich Tacheles reden muss. Konkrete Antworten gibts nur auf konkrete Fragen. Und das ist schon schwierig genug, weil die meisten Probleme von uns Alltagsidioten eher weltlicher Natur sind.
Zum rechten Zeitpunkt rief mich dann auch ES wieder an, wie immer, wenn es merkt, dass die Zimmerwand dem seit Jahren gleichen Monolog nicht zuhört. Und zum ersten Mal merkte ich, dass es sofort in Schlaf oder Abschiedslaune ist, sobald ich über MICH spreche. Ich sagte also einen Satz, und sofort fiel es in das selbst-induzierte Suffkoma. Morgen wolle es weiter wissen. Und ich dachte nur "Himmel, hilf". Und wie bestellt kam zum angedrohten Zeitpunkt Hilfe -- freilich nicht ohne dass schon wieder ein "Unsichtbarer" aufkreuzte und um Hilfe bat. Glücklicherweise war ich nicht alleine, es tut immer gut einen Menschen an seiner Seite zu haben, der dasselbe hört, sieht, wahrnimmt, und man sich dann gegenseitig der Problemlösung nähern kann.

Mein Brüt-Problem dieser ersten Tage in der Sofa-Schwitzhütte war die Frage, wie es sein konnte, dass ein christliches Grab-Geländer diese Art von Strahlung haben konnte. Ich fragte also meinen inzwischen aufgetauchten Begleiter, das Eichhörnchen, was das alles soll, und es sagte nur "du musst das Lied der Regenbogenschlange suchen, finden, und singen. Und du musst es so tun, dass die Welt dich hört: bete öffentlich".
Prima. Die Nummer mit dem "du musst öffentlich beten" und dass das in einem engen Zusammenhang mit der Arbeit an einer Unität zu tun hat, dass es nicht simpel gesagt ums Schreiben geht und schon erst recht nicht um ein Hosianna in einer Kirche, war immer klar. Aber der Hinweis, dass die Regenbogenschlange mit diesem Beten zu tun hatte, war schon mal was, mit dem ich was anfangen konnte. So nach 2 Jahren Herumrätseln.

Und wen wunderts: ich fand den Gesang der Regenbogenschlange nicht nur in Australien (nur von dort kenne ich ihn, es ist der Gesang der Schöpfung und der Menschenwege), sondern bei den Navajo. Dort ist es der Gesang der Schöpfung, vor allem aber der Gesang der Wege der Menschen, und wie das alles mit dem Wind zusammenhängt. (Bemerkt: unter "Wind" verstehe ich nicht einen Luftzug). Also irgendwie sehr ähnlich.
Zwischendrin stand ES wieder auf der Matte und fragte, ob ich wüsste dass die Norweger da einen Schöpfungsmythos... (Ja, weiss ich, ich kenne leider mehr Schöpfungsmythen, als ich sie mir merken kann, und den klassischen akademischen Text von diesem unaussprechlichen Ungar kenne ich sowieso, aber bevor ich zu Ende war musste es dringend gehen und ins Bett).
Navajo, wohin ich blickte.
Abgesehen von den beiden Schöpfungsmythen der Navajo, die beide damit beginnen ein Land verlassen zu haben (in dem es Probleme gab), und eine Wanderung nach Osten bzw. nach Westen folgte. Beide mit dem Endziel Alaska.

Vielleicht liegt hier tatsächlich der Schlüssel begraben, um die Geschichte von Göbegli Tepe erzählen zu können. Aber das war nur ein kleiner intellektueller Ausflug. Mein ganz persönlicher Schlüssel lag in dem dann doch irgendwie sehr konkreten Erkennen, dass es darum geht, Menschheitsgeschichte zu erzählen, die Wege des Menschen, und zwar so, dass wir als das was wir heute sind begreifen, dass unser Weg noch lange nicht zu Ende ist, sondern wir beginnen müssen (so nach mindestens 10.000 Jahren könnte das von Vorteil sein) zu begreifen, dass wir aus unserer Geschichte lernen müssen. Dass wir uns die Konsequenzen vor Augen führen, was all unser Handeln in der Gegenwart betrifft.
Der Zivilisierte glaubt immer, dass die Welt tickt wie er selber, aber so ist das eben nicht. Doch wie kann man das Menschen erklären? Ich meine: ohne auf "Kunst" zurückgreifen zu müssen... ohne "Bücher" zu schreiben, die kein Mensch liest? Ohne aus Versehen eine Utopie oder Religion vom Zaum zu brechen, wie mein Freund H immer befürchtet ("deinetwegen werden sie nochmal eine Religion gründen, sobald du tot bist und dagegen nichts mehr unternehmen kannst" sagt er manchmal, und ich finde das beänsgtigend).

Die Lösung?
Sie kam. Schneller, als ich gedacht hatte, dass es passieren könnte.
Und danach platze mir buchstäblich das Hirn.

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by ratte (28.03.18, 06:25)
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by sakana (22.03.18, 17:05)
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by ratte (22.03.18, 07:28)
denken ist nicht degoutant lies
das wintermärchen doch einfach mal da wirst du vieles von...
by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

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