Das Radio nervt seit heute morgen mit Silvesterparty. Die ganze letzte Nacht hat der Moderator einen versucht dazu zu bewegen, eben noch schnell die guten Vorsätze vom Anfang des Jahres umzusetzen.
"Abnehmen," sagt er, "ist IMMER ein guter Vorsatz, wenn man keinen hat und einem ganz schnell was passendes einfallen muss. Ich nehm jetzt auch ab. Nämlich den Telefonhörer."

Jahres-Abschlüsse haben immer den wunderguten Nebeneffekt, dass man eben irgendwelche Vorsätze erwartet, dass einem Jahresrückblicke um die Ohren gehauen werden wie Golfbälle zu Ostern, und dass man listenweise Top-Ten-Literatur lesen darf, wenn man auf der Suche nach Erkenntnis ist.
Der Vorsatz vom letzten Jahr lautete, in Sachen Kerle Besserung zu geloben... und was hats mir gebracht ausser mehr Übung im Körbe-werfen und den erneut beherzten Griff in die Schüssel? Nix.
Der Vorsatz dieses Jahr wird lauten, von jetzt bis Neujahr 2012 durchzuarbeiten, das Schlafen den Toten zu überlassen und die Finger von den Kerlen zu lassen. Irgendwo hin muss der Mensch schliesslich mit seinem Liebeskummer, und dann kann man ihn auch gleich konstruktiv nutzen. Bevor 2012 mal wieder die Welt untergeht, muss ich noch ein paar Dinge erledigen, das passt ja wunderbar...

Mein Rechner will mal wieder nicht zusammen mit MIR abstürzen, also ignoriere ich ihn geflissentlich und schreibe. Was nützt mir der beste Weggenosse (so ein G3 ist alt), wenn seine Tage gezählt sind, und er das offenbar WEISS.
Haben Computer ein geheimes Wissen?
Haben sie, wie Mütter, den zwischenjährlichen Vollblues, wenn ihnen gewahr wird, dass ihre Tage gezählt sind, und sie dann in aller Einsamkeit ohne ein Wort des Dankes auf den Schrott wandern?
Doch. Computer haben das occulte Wissen von Mutterfrauen.

Es weihnachtet, und da werden also Dinge von allen möglichen Anbietern und Medien herausgesucht die sagen: "kauf misch, isch bin ain subber Geschenk!".
Der Trend dieses Jahres ist ganz besonders erstaunlich: mehr als ein Weihnachtsgruss dieses Jahr bezieht sich aufs Geld. Dass man es doch bitte sinnvoll ausgeben soll, dass Geld nicht glücklich macht, dass der Mammon das Herz stille stehen lässt, und überhaupt, dass Geld nicht alles ist.
In Kombination mit dem aktuellen Buchtrend "Hartz-IV-Küche", also Kochbücher und Ernährungsratgeber, die sich auf den Sparzwang von finanz-schwachen Menschen beziehen, wirkt das etwas seltsam.
Als dann mein Kind im Schnee spielend ein Lied mit der Zeile "und alles was mir bleibt ist Hartz" sang, wurde mir klar: das ist jetzt ein Trend.

Und ich erinnere mich an die Zeiten, als Aldi plötzlich salonfähig wurde. Wohlhabende Menschen entdeckten den Discounter, wer was auf sich hielt, war stolz auf seine Aldi- und Lidl-Weine, Käse, Yoghurts. Seitdem rüsten die Discounter mit Luxusartikeln (Lachs im Blätterteig, Rehgoulasch, Antipasti...) auf, dass es nur so kracht. Einzig meine hausnahe Norma-Filiale macht sich neben den neu renovierten Discount-Tempeln aus wie ein VEB-Lebensmittel, in dem regelmäßig vor allem Milch, Brot, Hartwurst am Stück und Eier oder Fleischwurst "aus" sind. Der Luxuskram allerdings liegt dort auch wie Zement in den Regalen (schon mal einen zerfledderten Zementsack gesehen? Blei würde ja wenigstens die Form behalten, nech...). Ich hoffe, dass sie so bleibt wie sie ist, denn ich mag das so. Sie erinnert mich daran, dass Leben in Armut ohne Alkoholiker zu werden oder sich vor Scham nicht zu verkriechen, eine echte Leistung ist.

Stellt sich mir jetzt die Frage, ob nun auch Hartz IV demnächst salonfähig wird, vor allem bei Leuten, die so weit unten gar nicht sind, oder ob es sich nur um ein wachsendes Selbstbewusstsein handelt, sich für Armut nicht schämen zu wollen, sondern sich Perspektiven einfach selbst zu schaffen. Was -- zugegeben -- beim Antrags- und Fortführungs-Procedere auf und mit den Behörden nicht so ganz einfach ist.
Denn: die einen heben den moralischen Finger und rufen zur Enthaltsamheit auf (Wirtschaftszölibat), während die Anderen sich einfach nicht mehr schämen, aus dem klassischen Nichts etwas zu machen (Konsum-Zölibat), indem sie das Selberkochen wieder entdecken -- oder überhaupt erst entdecken. Die meisten Hausfrauen meiner Generation wissen nicht, wie man ein Gulasch ohne "fix" macht, oder dass man Kartoffelbrei ganz profan aus gestampften Kartoffeln herstellen kann -- ganz ohne Tütenpulver, ganz zu schweigen von Saucen und dem, was einen Auflauf würzt und zusammenhält. Ich fürchte nur: der neue Buchtrend zum billigen Kochen setzt sich erneut wieder nur da durch, wo er überhaupt nicht hingehört. Das Problem all dieser Bücher ist nämlich, dass man sie statt "Wodka und Flachbildschirmen" kaufen muss, vor allem aber, dass man dafür Lesen wollen können muss.

Sach ich jetzt mal einfach so. Weil: mit Zölibat kenn ich mich schließlich aus.

Es gibt da so ein paar Dinge, die passen super zusammen. Wie: ein Buch über Opferriten lesen (also ne ziemlich blutige Angelegenheit) und auf die Jagd nach Schuhen gehen. Mitten im Samstag-Weihnachtsrummel.
Mach ich Montag gleich nochmal. :)

is unner annerem alles drauf, was Frau so braucht:
"Rebel Rebel"
"Reality"
"The Man who sold the World"
"Under Pressure"
"Life on Mars?"
"Ashes to Ashes"
"Loving the Alien"
"Never get old"
"I´m afraid of Americans"
"Five Years"
"Heroes"
"Heathen"

Und dann erinnere ich mich dran, dass mir mal einer sagte "Echt, bei dir war es nicht Tom Waits, sondern David Bowie? Cool. Der Typ ist cool. "Let´s Dance", "China Girl" und sowas."
Den Disko-Pop, den Bowie in den 80ern hinzuckerte erträgt eigentlich kein eingefleischter Bowie-Liebhaber.
Insofern wundert es mich nicht, dass die Version von "China-Girl" auf dem Album völlig anders klingt als die poppige LP-Aufnahme von.... ja wann?

Wie ich die ganze Nacht im Radio verfolgen durfte, ist hier bei mir gleich um die Ecke heute Nacht ein Tier-Transport umgekippt.... und seitdem wird vor rund 100 wild laufenden Schweinen gewarnt, welche die Polizei nun versucht einzufangen.
Abgesehen vom Umstand, dass Tier-Transporte eh so eine Angelegenheit für sich sind, besonders bei Unfällen, weil die Tiere vermutlich nicht angeschnallt waren und das ein oder andere den Umfall nicht überlebt haben dürfte: was machen frei gewordene Schweine bei Saukälte mitten in der Nacht in der fränkischen Stadtrand-Pampa?

Wär ich so ein armes Schwein: ich würd so schnell und so weit weg laufen wie ich könnte, am besten bis nach Grombühl rein, und in St.Josef Kirchen-Asyl beantragen.

Noch eben hab ich die Wissenschaft entdeckt, die sich mit dem Comic als solchem und dem Deutschen Comic (der ja nich besonders repräsentativ is) im Speziellen beschäftigt und erst mal postuliert: Der Comic ist keine Kunst, sondern eine Erzählform.

Da fühle ich mich als Schreiber und Comiczeichner doch glattweg doppelt in die Eier getreten, weil jetzt auch die Kunst des Erzählens -- aus wissenschaftlicher Sicht -- keine Kunstform mehr ist, so meine Schlussfolgerung.
Dass der Comic eine Erzählform ist, ist ja nu nich neu, aber dass beides plötzlich zu rein kommunikativen Kitteln definiert werden, schon. Denn im deutschen Kommunikations-Design ist vor allem ein Thema verpöhnt: der Comic.

Oder hab ich da jetzt wieder was falsch verstanden?

Im Zynismus hat das Arschloch sich zur Kunst erhoben ...
... was das Arschloch nicht zum guten Menschen macht

Auch eins der Bücher, dass man unmöglich lesen kann, ohne dabei Kopfschmerzen zu bekommen aufgrund unlogischer oder schlicht falscher Verknüpfungen von Fakten.

Wenn sich Mann eine Socke in die Hose stopft und damit den Satz "eh Süße, isch bin voll subber mit sexen" loslässt, is das der Garant für Damenflucht.
Ob das auch funktioniert, wenn ich mir ne Socke in die Hose stopfe? So anstatt Diskussion und Körbe-Weiwurf?