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Niemand vergibt uns, denn wir wissen nicht, wer es liest
DerLektor
10:56h
Man wirft unserer technischen Zivilisation gern Geschichtsvergessenheit vor: wir malmen alles nieder, was den technischen Standards unserer Maschinenwelten nicht entspricht, haben uns angewöhnt, die Welt mit Rechenschieber und Zollstock anzusprechen, geben uns dem Irrsinn hin, was aus den Augen sei, wäre auch schon aus der Welt.
Unsere Datenverarbeitungstechnik erlaubt uns, Mengen an Informationen zu sammeln, aufzuheben und abrufbar zu sortieren, in einem Maße, dass es den Bürokraten im alten Assyrien eine wahre Wonne gewesen wäre. Nur ist diese Technik mit einer unverschämt kurzen Halbwertzeit geschlagen. Wir haben dies beim - inzwischen längst vergessenen (sehen Sie, das meine ich) - Jahr 2000-Disaster gesehen. Riesige Computeranlagen drohten aus dem Ruder zu laufen, weil deren Kalendersteuerung nur mit den letzten beiden Stellen unserer Jahreszählung arbeitet: eine Zählung, die sich buchstäblich in jedem Jahrhundert wiederholt. Dank Handarbeit vielerorts ist der Super-GAU ausgeblieben, die Kernschmelze unserer Zivilisation aufgrund fundamentalen Zeitverlustes unserer Steuerungsautomaten. Aber es geht auch harmloser: Datensätze im Alter von vielleicht zehn Jahren machen bereits Probleme, weil die Maschine, mit der sie erstellt wurden, kaputt ist, und die stattdessen angeschaffte Maschine sie nicht mehr lesen kann. Unsere modernen, so grausam leistungsähigen Speichermedien halten kaum 40 Jahre; solange haben die Israeliten gebraucht, um von Ägypten ins Gelobte Land zu kommen, und dann ging es dort erst richtig los! In vierzig Jahren aber setzt bei uns dann das Große Vergessen ein. Wir haben das schon durchgespielt: In Detroit steht ein wunderbares Gefährt, gebaut gegen Ende der Fünfzigerjahre: man steuert es mit einem Joy-Stick: Lenken, Bremsen und Beschleunigen werden mit Hilfe eines Steuerknüppels in der Mittelkonsole ausgelöst, vollkommen elektromechanisch. Sein Motor, eine Gesturbine, hat eine sagenhafte Leistung, seine Hülle lässt Naomi Campbell (kennen Sie die Dame noch?) schlichtweg erblassen. Der Wagen ist funktionstüchtig, soviel ich weiß, ist er sogar fahrbereit. Aber man kann ihn nicht fahren, niemand kann ihn fahren: denn niemand weiß mehr, wie er funktioniert, und bei Beschleunigungswerten in der Gegend eines Ferrari traut sich das auch niemand, denn das Ding ist wertvoll, unendlich wertvoll: eine Ikone detroitischer Ingenieurskunst. Es könnte kaputtgehen, und dann wäre es weg.
Man hätte also eine Gebrauchsanweisung schreiben sollen und Konstruktionszeichnungen herstellen, vielleicht auch sie in Marmor meißeln sollen, oder auf Tontäfelchen. Das haben die Assyrer gemacht, und als ihre Archive abbrannten, wurden die Tontäfelchen ebenfalls gebrannt und so fertig für die Ewigkeit. So wissen wir heute relativ genau über die Höflichkeitsformen der assyrischen Bürokratie bescheid und darüber, was solch ein Haushalt im Jahr verbrauchte. Und: wir wissen zum Beispiel, dass das Volk Israel nie ins Gelobte Land eingewandert ist, ... denn es ist dort niemals ausgewandert!!! Das waren die Ureinwohner, nur der Verein um Moses kam von fremd weit her und brachte eine neue Religion.
Allerdings war das mit dem Lesen dieser Tontäfelchen so eine Sache. Denn hätte nicht ein findiger Engländer im diplomatischen Dienst Seiner Majestät, der König(-in) von England, eine Wandinschrift (Bisutun-Inschrift) irgendwo im wüsten Iran minutiös abgeschrieben, entziffert und übersetzt, wüsste bis heute kein Mensch etwas mit jenen rhytmischen Arrangements von rechtsgerichteten Pfeilchen anzufangen.
Mit der Schrift kann man also recht weit in die Vergangenheit schauen.
Man kann damit auch in die Zukunft weisen, man kann damit gleichsam jemandem in weiter Zukunft die Hand reichen. Denn so ein Text sagt (unter anderem): "Irgendwann einmal vor langer Zeit ist etwas gewesen, von dem Du, der dies jetzt liest, wissen kannst. Und es hat jemanden gegeben, der dies niedergeschrieben hat."
- wenn man es denn lesen kann!
Aber wer kann das schon?
Schrift ist eine Erfindung von vielleicht 4.000 Jahren Alter. Alles, was vorher geschehen ist, bleibt uns lesenden Menschen vollkommen uneinholbar. Ist weg, verschwunden, eingesunken in den Treibsand der Geschichte. Das macht kaum etwas aus, weil die meisten Dinge aus jener Zeit vorher mehr oder weniger ungefährlich gewesen sind - sofern sie einem nicht gerade auf den Kopf oder Fuß fallen oder sich in Gestalt von Schimmelsporen (Das Grab von Tut-Anch-Amun) anderweitig auf die Gesundheit legen.
Nun sind die Erbschaften unserer Zivilisation von bei weitem brenzlicherer Natur. Und sie sind haltbarer! Und damit beginnen Probleme für unsere technische Zivilisation, für die uns bislang noch keine technische Lösung eingefallen ist, die in irgendeiner Weise der Maxime vom "Aus dem Auge, aus der Welt!" entspräche. In Russland rosten die Atommeiler einer U-Boot-Flotte vor sich hin, die niemand mehr braucht, in Three-Miles-Island kühlt ein Atommeiler sehr, sehr, sehr langsam ab und strahlt vor sich hin, in Tschernobyl tut dies ein weiterer, und demnächst werden es in Fukushima/Japan einige nicht genau gezählte ebenfalls tun. Dieses Sehr, Sehr, Sehr ... Langsam übersteigt in seiner Tatsächlichkeit bei weitem die Leistungsfähigkeit technologischen Vergessens: selbst wenn man diese Dinger einfach vergräbt oder versenkt oder unter eine andere Oberfläche schafft, die ähnliches leistet wie der sprichwörtliche Teppich, so werden Leute unweigerlich krank, wenn sie auf jenem Teppich laufen, Lebensmittel ungenießbar, die dort wachsen oder drüberlaufen - weil die Menschen, die sie essen, davon ebenfalls krank werden, gleich so, als ob sie selber drüberlaufen würden. Sie werden nicht nur ein bisschen krank, sondern meist todsterbens- und unheilbar krank.
Und jetzt kommt die Keilschrift wieder ins Spiel: es läge in unserer Verantwortung, den Menschen der Zukunft die Hand der Schrift zu reichen und ihnen mitzuteilen, was dort ist und was ihnen geschieht, wenn sie sich dort aufhalten.
Aber wir können es nicht, vielmehr, wir werden es nicht können!!!
Die Schrift ist eine 4.000 Jahre alte Kulturtechnik der Kommunikation. Der Reaktor von Tschernobyl wird aber 20.000 Jahre strahlen, d.h. Menschen werden 20.000 Jahre lang todsterbens- und unheilbar krank werden, wenn sie den Teppich betreten. Man wird also 5x solange den Menschen sagen müssen, was dort ist, 5x solange als es die Schrift gibt.
Nun legen Sie einem Studenten - einem gebildeten Menschen also - eine Originalausgabe von Karl Marx' ersten Veröffentlichungen hin. Er kann die damals, vor 150 Jahren also, übliche Druckschrift nicht mehr lesen! Da bilde sich doch bitte niemand ein, wir könnten ein Kommunikationsmedium erfinden, das 20.000 Jahre lang funktioniert! Dass an den oben genannten Orten etwas sehr, sehr, sehr Wichtiges - etwas Überlebenswichtiges sogar - sich befindet, werden wir keine zwanzigtausend Jahre lang kommunizieren können.
... das müssen wir aber, denn was dort liegt, darf niemand vergessen !!!
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Historische Grundlagenforschung, Kap. 142
Es gibt Sandalen. Welche für Männer, Frauen, Kinder. Sandalen für die Stadt, modische, klassische, schicke, grottenhässliche... und es gibt welche zum Wandern. Das wäre dann die so genannte Wan-dale.
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after work
DerLektor
10:51h
Ich kenne Florian sehr gut; manchmal scheint er mir geradezu näher als ich selbst mir bin. Dennoch muss ich gleich vorausschicken: wir sind einander niemals begegnet, sodass die Verwunderung darüber durchaus berechtigt ist, wie ich um seine Geschichte wissen kann.
Nun, dies wird sich im Verlauf ebenjener Geschichte von selbst aufklären, ich darf also dem Erzählen den Weg zu dieser Erkenntnis überlassen. Ich tue dies mit dem größten Vergnügen, denn ich kenne keine vergnüglichere Erkenntnis denn die im Erzählen aufkeimende und möchte dies niemandem vorenthalten, der sich mir zuneigen mag.
Wir sind einander nie begegnet, hatten also auch niemals die Gelegenheit, einander zum Freund zu werden. Wir haben auch nie ein Wort miteinander gewechselt.
Jemand hat das Leben einmal einen langsamen breiten Fluss genannt. Tatsächlich erzähle ich die Geschichte von Florians Leben, denn sie wird Florian bis zu dessen Tod begleiten. Sein Tod hat mich selbst überrascht, zumal damit eigenartig genug das Erzählen keineswegs aufhörte. Trauer über Florians Tod wäre also unangemessen und findet deshalb angemessenerweise nicht statt. Vielleicht wäre »Tod« ohnedies das falsche Wort, um Florians Ende zu benennen; weshalb ich dem Benennen gleich zu Beginn ein Ende bereiten will, denn es führt zu nichts außer einer Anhäufung von Vokabeln, deren Bedeutung ohne eigenes Erleben ausbleibt. Möchte also auch hier das Erzählen leisten, was dem Wörterbuch notwendig misslingt.
Der Fluss. Er trennte und verband uns. Wir sind stets auf Sichtweite an seinen beiden Ufern entlanggegangen, konnten einander zusehen, manch-mal auch zuwinken. Doch ist er immer drüben geblieben, ich hingegen immer
hier: dort, wo ich noch immer stehe.
Der Fluss hat sich verändert. Er erschien mir wirklich langsam, breit, schier unbewegt in Florians Begleitung. Schien eher einem Kanal gleich denn einem Fluss: von irgendjemandem gewollt und gemacht, von eigenartiger Vorhersehbarkeit und dennoch fremd bis zum Grund. Fremd sich selbst und fremd auch mir. »Fluss« kannte ich nur von Mark Twains Mississippi, nicht jedoch aus eigener Anschauung. Florians »Tod« hat diesen Mississippi aus den Ufern jenes Kanals überquellen lassen. Fremd noch immer, aber lebendig, eigensinnig, um jede Kurve herum neu
und anders. Gefährlich und aufregend. Jetzt erscheint mir jene Wasserfläche eher wie ein Ozean, an dessen Strand ich entlanggehe – »spazieren« wäre mit zuviel Gleichgültigkeit den Schritten gegenüber verbunden und deshalb das falsche Wort, auch wenn ich viel von Florians
Gangart übernommen habe. Das andere Ufer ist
verschwunden, und ich schaue nur noch selten dorthin, wo es einmal gewesen ist. Ich liebe es noch immer, auf das Wasser hinauszuschauen, denn ich verehre den Raum und lasse mich gern von der Weite bezaubern.
»Tod« wird stets mit Verlust verbunden. Florians »Tod« bedeutete durchaus einen Verlust: das andere Ufer ist verschwunden.
Ist es ein Verlust, wenn Raum und Weite ihre Grenze verlieren?
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Die Guttenberg-Pizza
DerLektor
00:10h
Worin eigentlich besteht der Unterschied zwischen dem ungefragten, unerlaubten und unbezahlten Herunterladen eines meisterhaften Fotos aus dem Internet zum Schmuck für den eigenen missratenen Flyer (man kann halt doch nicht, was man mit Photoshop könnte) und einer ungesetzten Fussnote?
Ich nehme mir etwas, das mir nicht gehört und tu' so, als wäre es meins. Mit dem Bild erklaue ich mir wirtschaftlichen Erfolg (wenn ich das wirklich kann, was ich auf dem Flyer könnte), mitohne die Fußnote erklaue ich mir eine Würde, die mir nicht zusteht.
Es gibt weniges auf dieser Welt, das so eigen zu seinem Schöpfer gehört wie das Geistige. Und weniges tut dem Schöpfer geistiger Dinge so weh, als wenn er sie als Leistung eines Anderen mit ansehen muss. Da tut es kaum etwas zur Sache, ob dieses Geistige ins Materiale überspringt wie bei einem Gemälde, einem Buch oder dem Design für eine Webseite, oder ob es ewig geistig bleibt wie ein gesprochener Gedanke (geht das denn überhaupt anders?), den ich gehört und im nächsten Gespräch als meinen ausgebe.
Es ist eine Form von Versklavung, die jemand da betreibt, wenn er sich der existentiellen Mitte eines anderen räuberisch bedient - möglichst noch, ohne ihn vorher zu fragen.
Ich habe das selbst durchlebt und durchlitten, als einer meiner Kunden - ja, ich bin tatsächlich ein Lektor im richtigen Leben - im Verlauf der Auftragsabwicklung versuchte, mich zum Ghostwriter für seine Dissertation umzufunktionieren. Seine Vorlage war schlecht, wäre nicht einmal als Seminararbeit durchgegangen. Ich hingegen hätte das Opus mit Leichtigkeit schreiben können, denn es war mein Leib-und-Magen-Thema: ich erkannte sofort die notwendige Argumentationsstruktur. Aber ich spürte, wie mir mit jedem Wort die Hand zäher und der Füllhalter schwerer wurde. Ich war dabei, meine persönliche wissenschaftliche Leidenschaft (sowas gibt's: KANT verstehen (!) ist wie tantrischer Sex) in etwas zu setzen und für sehr schlechtes Geld wegzugeben. Das tat weh. Das tat höllisch weh, es tat so weh, dass ich den Auftrag wieder zurückgab - wortlos. Ich verschwand, bevor ich verschwunden worden wäre: unter dem Doktortitel eines Anderen, der nicht denken konnte und niemals einen Doktortitel verdient hätte.
Was hier geschieht, ist kein Spaß.
Allerdings sind es nicht nur die von/zu Guttenbergs, denen dafür alles Greifbare langgezogen gehört: es ist J e d e r, der sich am von Anderen Gemachten vergreift, um es sich an die eigene Brust zu heften.
J e d e r !!! - Auch der Pizzabäcker, der sich die Logos aus dem WWW klaut. Der heißt zwar nicht Guttenberg, aber er gesellt sich lustvoll dazu.
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Portishead: Dummy.
Wie immer hatte ich anderes vor (eigentlich wollt ich nur ne Packung Henna), und wie es dann aber doch immer wieder kommt: der HERR schiebt mich in das CD-Regal, das mein Schicksal sein soll.
Prima denk ich, schiebt mich der HERR jetzt GLEICH in die Indie-Abteilung, is jetzt schon wieder Hopfen und Malz verloren mit Pop?
Steht sie da einfach so rum. Die CD, die ich jetzt ganz dringend zu brauchen schein. Die ich schon mit Frau S. ein Jahr lang von Tape dauergenudelt habe, das Wut-M und Feuerzeuge vom kackgrünen Sofa aus an die Küchenwand, wenn wir wieder Liebeskummer hatten. Und den hatten wir eigentlich immer. Schneeweisschen und Rosenschwarz, leerer Kühlschrank und eine Beziehungskatastrophe nach der anderen. Ich mag dieses Kackgrün heute immer noch. Es klebt an meiner Zimmerwand. Das Sofa und der Kühlschrank sind mittlerweile gestorben, Frau S. hatte mir irgendwann nichts mehr zu sagen weil wir unwissentlich denselben Kerl.... Drama. Was blieb, war Portishead in meinem Kopf.
Bis die CD eines Tages per Post auf meinem Schreibtisch lag, der Absender damit mein Herz eroberte, es brach, und ich ihm die CD (mit einigen anderen) zurückgab. (Irgendwie sollte ich mir von Männern keine CDs schenken lassen. Und keine Bücher. Und keine Mäntel, die man dann zerschneiden müsste, weil man sie zusammen gekauft hat).
Zwischendrin lag seine Cousine im Koma, ich hörte diese CD, als ich das einzige Mal mit ihr sprach, und sie mir Dinge erzählte, die mich verstehen machten. Warum sie sterben wollte. Sieben Jahre habe ich diese Musik nicht mehr gehört.
Alle Sieben Jahre, sagt man, beginnt ein neuer Lebenszyklus.
Die Musik hört sich exakt so an, wie ich mich fühle. Ich verstehe den Text kaum, aber darauf kommts ja nicht an, sondern auf das Gefühl, das sie macht, sagte mal ein kluger Mensch.
Its funny to feel like a human dummy.
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Der Schuh der Nachhaltigkeit.
Eigentlich hätte ich wegen der Nachhaltigkeit heute dreimal in Joggingshuhen um die Stadt rennen müssen. MIT den Comics aus der Leihbücherei selbstverständlich. Gehört sich schließlich so für einen Soldaten der grafischen Novelle.
Ging aber nich.
Musste Stiefeletten mit 6cm-Absatz einlaufen.
Den Weg also zu Fuß in neuen Schuhen, denn pro Paar Schuhe muss Frau schließlich wissen, wo sie in Zukunft das schit Tape aufkleben muss, und wie weit sich die Dinger laufen ohne schreien zu müssen. Soldaten kennen schließlich keinen Schmerz.
Ging eigentlich. Singen statt schreien funktioniert super.
Nur mit DEN Blasen an den Zehen komm ich jetzt nimmer in die shit Joggingschuhe rein. Gilt die Stöckeletappe jetzt trotzdem bitte als "einmal Sport gemacht", der Nachhaltigkeit wegen? Beim Rennen kann man so schlecht singen....
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Siebenundvierzig albverträumt
DerLektor
10:32h
Mein Kissen hat seinen Namen verloren. Dein Duft ist vergangen, geblieben bin ich. Namenloses Verlangen, Küsse ohne Gesicht, Liebe ohne Ziel. Im Feuer erfrieren
Liebe? - Wie kann ich lieben, wo niemand ist?
Laura – und auch das nur ein Lied
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Wasser hoch im Kurs.
Seit ich denken kann, jibbet in Würzburg im März ein Hochwasser. Jahr für Jahr. Hin und wieder bin ich dann an den Main gepilgert, bewaffnet mit Papier, Farbe, Bleistift, und habe gezeichnet. Mutterseelenallein. Unbeachtet vom Rest der Welt, den auch das Hochwasser nie interessiert hat. Letztes Wochenende hatte ich einen Mappen-Kurs zu halten, und scheuchte meine Schöler geflissentlich zu einer Kurzexkursion an den Main, da er ja außerhalb der Saison Hochwasser führt.
Und was finden wir dort vor? HOCHWASSERTOURISTEN. Jede Menge Hochwasser-Angucker, die Prommenaden schwarz vor Menschen und Vätern, die ihren Kindern "JETZT ABER DALLI" zubrüllen, wenn sie zu nah ans Wasser geraten, und Leuten, die meinen Schölern über die Schulter gucken und ganz interessiert tun. Wie auch immer "dalli" und "geh da weg" zusammenhängen, was ein Thema für sich sein dürfte. Oder der Kommentar "das is ja eine schöne Zeichnung", wenn das Papier LEER ist. Das ist so bestimmt nur, weil es in den Medien drin ist. Sogar Würzburg. Normalerweise wird das Hochwasser in Bayern ja totgeschwiegen, denn: das is normal. Interessiert keinen. Wieso jetzt plötzlich?
Kommwer jez auch in Fernseh?
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Esoterik mal demystifiziert.
Und plötzlich kommt sie darniedergeshwebt, die Antwort auf die Frage, warum Wellness und Eso-Literatur der schlimmsten Sorte so echte dölle Kassenschlager sind. Jahrelang habe ich gegrübelt, recherchiert, geforscht. Mein Fazit in kultureller Entwicklung, Religion oder soziologischen Spezializäten gesucht, gefunden, und dann doch wieder nicht. Der gewissenhafte Schreiberling weiss aber: die Antwort auf solche Fragen ist immer die, auf die man ums Verrecken nicht kommt, obwohl sie ihm jahrelang vor der Nase sitzt und ruft "hier bin ich, hallo, ich hab Antworten!".
Ich kam nich drauf. Und dann war es logisch.
Wer kommt auf die Idee, dass ohne den harten Enisatz von Wissen, Erfahrung und Anstrengung Wohlstand, Gesundheit, ewiges Leben oder gleich die Apokalypse auf einen niederplummst? Ganz einfach. Menschen, die außen zwar, aber innen noch nicht erwachsen sind. Teenager.
Pubertierende Teenager.
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Walter Burkert: Homo Necans.
Ja da bin ich platt, da behauptet einer doch ganz grandios, der Mensch sei kein von Natur aus kuscheliges Wesen, dessen Lebensziel im Liebsein besteht. Der Mensch als in der Tötung opferndes Wesen wirft eine Logik auf, die überraschender ausfällt als erwartet: um zu überleben, wird aus irgendwelchen Gründen heraus Essentielles dem Nirvana übergeben, vermutlich nicht tatsächlich den "Göttern", sondern als rituelle Erinnerung an alle Beteiligten, dass das Essentielle nicht vom Himmel plumst, sondern dass dafür etwas GETAN werden muss -- quasi als Demonstration des Wirk-Ursache-Prinzips.
Gerade in einer Zeit, in der der Glaube ans "ich muss es nur richtig herbeiwünschen, dann kriege ich auch was ich will" wirkt das Ursache-Wirk-Prinzip etwas exotisch.
Und angesichts der deutschen Unart, immer zuerst das Persönlichkeitsrecht auf den Scheiterhaufen für die Götter zu werfen, lassen sich Rückschlüsse auf die Wahrscheinlichkeit kulureller Eigenheiten erdenken. Ein Buch, das nachdenklich macht, das inspiriert, das den Wert von freiem Denken bewusst macht, auch wenn es sich ursprünglich auf Thesen und Theorien stützt, die teils widerlegt sind (das Jäger-Prinzip), teils schon immer zu Konroversen geführt haben (Freud und Lorenz). Das witzige ist nämlich, dass es diese Herleitung überhaupt nicht braucht, dass die Herleitungen sogar in sich nicht immer Sinn machen. Die Logik des Restes ist derart bestechend, dass man sich fragt, wie hirnlos eine monotheistische Religion nicht nur ist, sondern auch noch macht.
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online for 8133 Days last updated: 23.02.20, 04:41
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das ist das Leben. Es
besteht aus einer Ansammlung von Verlusten, mit denen man...
by ratte (28.03.18, 06:25)
Das ist ganz schön
deprimierend.
by sakana (22.03.18, 17:05)
Interessant. Nun sitz ich da
mit meinem frisch und ungewaschenen Hals, und wundere mich über...
by ratte (22.03.18, 07:28)
denken ist nicht degoutant lies
das wintermärchen doch einfach mal
da wirst du vieles von...
by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern.
entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)
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