Samstag, 20. Juli 2013
Bücher, die die Welt vor dem Untergang retten.

Hab mal wieder ein Buch gelesen, "Die Wächter von Eden" von einem Herrn, dessen Namen mir gerade entfallen ist. Ist auch nicht so wichtig, denn Bücher dieser Art gleichen sich: Bestseller, die die wahren Verschwörungen von Religion, Politik und Kulturgeschichte aufdecken und aufklären, was das Zeug hält. Ein echter Knaller.
Und ich gebe es ja gerne zu: ich müsste gerade ganz andere Dinge TUN als Lesen (z.B. ein Schild bauen, Zeichnen, Pixeln, Schreiben, Staubsaugen und die Waschmaschine ausräumen), und wenn schon Lesen, dann wenigstens was Anständiges. "Graphic Facilitation" liegt auf dem Kaffeetisch und "Isis unveiled", "Ägyptische Märchen" und "Wie Farben wirken". Von "Die Geschichte der Philosophie" und Aldous´ Huxleys "Gott Ist". Oder im "Handwörterbuch von Bayerisch-Franken" mal über das "hadde beeh" (P) hinauskommen.
Dabei will ich vorerst gar nicht wissen was Gott isst, denn wie immer hatte ich einen unglaublichen Spass beim Lesen der "Wächter von Eden". Spass, den ich auch bei "Die Kinder des Gral" und allem habe, was aus der Feder von Erich Däniken (fränkisch "E.D.") schwappt. Nein, nicht das ich das alles für Blödsinn halte -- an der These, dass es zumindest unter den alten Sumerern Aliens gegeben hat, finde ich Einiges an Schlüssigkeit. Dass mir die gängigen Schlussfolgerungen aus so einem Sachverhalt allerdings sehr zweifelhaft vorkommen, steht auf einem anderen Blatt.

Das Faszinierende aber an diesen Büchern ist, dass Leser oft ungehübscht und kritiklos nachglauben, was sie da gedruckt in Händen halten, ist ein Phänomen, über das ich mehr wissen wollte, und mal versucht habe, zu analüsieren. Und ich kam dabei zu dem Schluss, dass -- die Wahrheit ist ja etwas, was in jedem Menschen anders ausschaut, also subjektiv (der "Ego-Tunnel", jippieh, ein neues schräges Wort!), weil ein Jeder andere Bilder und Bedeutungen von Wörtern im Kopf hat -- in den Sammelsutren dieser Bücher, aus denen eigentlich keine Schlussfolgerung zu ziehen ist, die Faszination vor allem in der Ablenkung von den Tatsachen ist: es gibt es DOCH, das große Geheimnis des Lebens, die Erlösung vom Irrsinn der Gegenwart und der Orientierungslosigkeit im Alltagsmuffin. Und für mich persönlich? Das Alternativprogramm zu Nora Roberts, die auch immer Dasselbe schreibt, alles wird gut aber nie kommts zur Sache. Nur: die Leserinnen von Frau Roberts wissen, dass das alles Kockolores ist, was da steht. Das war bei den üblichen Lesern von Verschwörungsprofi Dan Brown oder "E.D." nicht immer der Fall, wie die Massen von Widerlegungs-Dokumentationen schon ahnen lässt (wenn auch nix beweist). Ganz im Gegenteil, ohne außerirdische Ägypter hätte es nie "Stargate" gegeben, das U.S.-Programm, dass noch geheimer ist als das, was die NSA da fabriziert hat, und vermutlich nur deshalb an die Öffentlichkeit kommen konnte, um das Stargate zu schützen, wie das schonmal im Fall Rosswell geschehen ist.

Ja würden Leser wenigstens glauben, was in Büchern steht, die sich an die Realitäten halten, die uns so alltäglich tatsächlich entgegenschwappen. Aber diese Bücher sprechen in einer anderen Sprache (meist braucht man dafür einen Wortschatz, den man erstmal lernen muss... das is nich immer lustig), und dann versprechen sie einem auch weder das Blaue vom Himmel ("The Secret") oder die Erlösung an sich (ebenso: "The Secret"), obwohl die Wahrheit drinsteht ("The Secret" ist "echt wahr" und "funktioniert", weil die Verkaufszahlen so exorbitant sind, schreiben die Autoren -- das ist doch mal ein Beweis für den kosmischen Wunschpunsch, der vom Himmel fällt!).

Manchmal denke ich: je mehr wir versuchen, durch ein Wunder, eine Verschwörung oder sonst ein Geheimnis vom Leben erlöst zu werden, desto mehr entfernen wir uns vom Wunder Leben: Leben ist manchmal eben ätzend, aussichtslos, frustrierend. Nur solange wir uns nicht klarmachen WARUM es für uns so furchtbar ist, zementieren wir den Status Quo, und sind unfähig, die Ursache für die Wirkung zu beseitigen, auch wenn das echte Kraft kostet, und oft genug tatsächlich nix zu machen ist. Ein Blinder wird nicht mal eben sehend, und ein Lahmer nicht gehend, ein Sterbender nicht lebendiger durch "dran arbeiten" -- weil es das falsche "daran" ist.
Der Mist, der uns oft so fertig macht, ist Dünger für unsere Erfahrung, unsere Stärke und unser gesundes Wachstum. Aber leider muss man dafür eben im Misthaufen stehen, und sich mit den Eigenheiten dieses Düngers anfreunden. Der will uns ja nix böses, der will nur, dass wir wachsen.
Aber ob "The Secret" oder "Die Wächter von Eden" dabei irgendwie helfen wenn man´s bedingungslos glaubt, wage ich zu bezweifeln, denn Dünger stinkt, er ist kein Blümchenkleid.

Was mich daran erinnert, dass ich jetzt wirklich endlich DIE WASCHMASCHINE AUSLEEREN MUSS...

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Donnerstag, 6. Juni 2013
Creative tot Suite!!!

Cool, so eine Nummer: 2 Jahre alter i-Mäc mit Totalschaden. Bedeutet: wenn das Benzin alle ist, sinkt der Gebrauchswert gleich um 100 Prozent -- so in etwa fühlte sich das neulich an, als ich dann die Reparatur-Rechnung bezahlte, und mich fragte, wie viele stinknormale PCs samt Monitor oder Stereoanlagen man eigentlich für schlappe 750 Euro bekommt.
Nachdem der Schrauber, mit spitzem Zeigefinger und angwiedertem Gesicht den kaputten Rechner (Raucher-Rechner sterben früher... ja, ich weiss...) 10 cm von sich schob und pikiert maulte "also in Amerika hätte ich das Recht, dieses Ding erst gar nicht anzunehmen."
Ja so ist das halt mit Lifestyle-Geräten, die aus der Schmiede eines durchgeknallten Psychopathen stammen. Schick, aber wenn kaputt, kommt die Brüh teurer als die Brocken.

Und wieso erkennt der blöde, frisch mit neuer, nicht-verschmorter Hauptplatine und nicht mehr durchgeknalltem RAM nun die Software nicht mehr? Freilich: neue Hauptplatine. Und warum lässt sich die Software nicht mehr online nach-registrieren, wie sie es verlangt, damit ich wieder an meine Daten komme? Na, weil der Support eingestellt worden ist, der Server überlastet oder Indien unter Wasser.

Jetzt mag ich OS_10 schon sowieso nicht (vermutlich als einziger Mensch auf der Welt), blöderweise Windows noch viel weniger, und ich überlege ernsthaft, ob ich das Buch über Denkographie und das angefangene Comicony mit der HAND schreibe, und Websites in Zukunft aus FixoGum-geklebten Repro-Vorlagen ("Schnibbelvorlagen" aus Papier und Pappe!) zimmere.

Nu, das is jetz nich wirklich ne Lösung.
Aber so viel Murks, wie er mit meinen Maschinen in den letzten 6 Monaten passiert ist, fordert Kreativität. Tuote suite!

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Mittwoch, 4. Juli 2012
Rechts-Form

Nachdem heute kein Mensch mehr unter dem moralischen Druck steht heiraten zu müssen um eine Beziehung zu führen, kann man mal definieren: die EHE ist eine RECHTSform, die einen Schutzraum bietet für Männer und Frauen, vor allem aber deren Nachwuchs, sollten sie welchen haben.
Der alleinerziehenden Mutter fehlt dieser Schutzraum, und fehlt dieser der Mutter, fehlt er notgedrungenerweise auch dem Kind.
Verheiratete Mütter haben einen Anspruch auf Unterhalt, Schutz und Rückendeckung, was das eigene Überleben angeht, mit ein Grund, warum den Kindern von Alleinerziehenden so ziemlich alles fehlt: die Mutter, weil die zum Arbeiten gehen muss, meist in einem beschissen bezahlten Helferjob zu den unöglichsten Zeiten, das nötige Kleingeld für Klamotten oder Urlaube, zudem der permanent anwesende Vater.

Nun kann man zudem auch mal fragen, warum Mütter ihre Kinder alleine erziehen: Männer, die mit anderen Frauen verheiratet sind (und wir wissen ja, dass die Männer für solche "Ausrutscher" nicht verantwortlich sind) und bleiben wollen, Männer, die kein Interesse an der Beziehung zur Frau oder Frau UND Kind haben und Unterhalt nur zahlen, wenn man sie mit Gewalt zwingt. Männer, die sich noch nicht "reif" genug fühlen für die Verantwortung eben, und sich lieber aus dem Staub machen. Wozu die ganze Kuh kaufen, wenn man nur ein Glas Milch trinken will.
Entgegen landläufiger Meinung kenne ich persönlich keine einzige Frau, die freiwillig ein Kind ohne Mann aufgezogen hat, mich eingeschlossen. Den üblichen Statistiken zufolge steigt nicht nur allein durch das Aufziehen von Kinderndas sog. "Armutsrisiko", für eine Alleinerziehende ist diese Armut selten unumgänglich.
So aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man selbst mit einem hochqualifizierten Berufsabschluss auf dem sog. 1.Arbeitsmarkt keine Chance auf Teilhabe an bezahlter Arbeit hat. Arbeit ja, Geld nein. Und dank der Hartz-IV-Reform versucht man nun mit allen möglichen Mitteln diese unvermittelbaren Frauen in diesen Markt zu schieben, die dort noch nie gern gesehen waren, denn: diese Damen lassen sich nur begrenzt ausbeuten. Diese Damen bestehen auf feste Arbeitszeiten und bleiben, wenn das Kind es braucht, schlicht zu Hause. Kostenlose Überstunden und Urlaubsverzicht sind somit erst mal gestrichen. Für den Arbeitgeber, versteht sich.
Ergo: fehlendes Einkommen.

Weiter: Als zwangsweise Alleinerziehende hatte man früher wenigstens den Staat, der einen juristisch vor dem Zugriff eines Vaters schützte, der statt der Kuh eben nur die Milch haben wollte -- und sich daraufhin heulend in die Ecke stellte, weil er neben der Milch nicht auch noch das Kalb für sich alleine haben durfte. Der Preis der Mutter, sich dummerweise mit einem solchen Mann eigelassen zu haben, war hoch genug, der Staat wusste das.
Zum Vergleich: unverheiratete Paare, in denen ein Mann sich zu Kuh und Kalb bekennt, teilen schon aus praktischen Gründen das Leben wie Sorgerecht oder heiraten dann eben irgendwann. Allein die Alltagspraxis schützt diese Familien, weil sie sich selbst zu schützen wissen.
Nun ist es aber in der Tat so, dass eine Frau, die in Zukunft von einem Mann in die Ecke gestellt wird, wenn sie ein Kind von ihm erwartet, den staatlichen Schutz des alleinigen Sorgerechts verliert. Man propagiert "auch Männer haben ein Recht auf ihr Kind" (und vergessen zu sagen: ein RECHT kann jemand nur haben, wenn er seiner PFLICHT nachkommt, denn kommt er dieser Pflicht nach, bekommt er auch das Recht), vorzugsweise aus der Neoliberalen Herrscherklasse vorgetragen.
Als Mutter kann man freilich künftig auch Einspruch erheben -- wenn der Vater zB. Alkoholiker ist -- aber ist der Charakterzug "Arschloch" massgeblich für den Erfolg eines solchen Einspruchs? Eher nicht. Und wie schaut das Ganze aus, wenn der Vater dieses Kindes noch verheiratet ist?

In einem Land, in dem Mütter sowieso ohne Eheschein keine Rechte haben, wird nun also das "Kindeswohl" vorgeschoben, und das Problem damit verortet: das Problem sind nicht die unwilligen Mütter, sondern männliche Arschlöcher, die weder ein Problem haben an gut bezahlte Arbeit zu kommen noch sich von Vermietern gängeln lassen müssen.
Es geht hier nicht um das Wohl des Kindes, sondern um einen "Besitzanspruch". Das Kind hat sich gefälligst da versorgen zu lassen, wo das Geld sitzt, ein Rückfall ins braune Mittelalter also, in eine Zeit, in der zwar erkannt hatte, dass eine Frau für alles Übel der Welt verantwortlich ist, in der Pflicht stand dafür auch ordentlich zu bluten, aber weder ein Menschen- geschweige denn ein Menschenrecht besass. Es geht darum, dass Männer Macht ausüben dürfen, wo sie ansonsten Ihren moralischen Pflichten nicht weiter nachkommen müssen.

Die Verlierer dieses Spiels sind nicht nur beziehungsfähige Männer, sondern vor allem die Kinder, denn das Gesetz schützt sie in Zukunft nicht mehr vor den weinerlichen Besitzansprüchen derer, denen man das eigene Produkt geklaut hat.
Wer zahlt, hat also automatisch das Recht auf Macht, nichts anderes. Somit ist die neue Gesetzesregelung zum Sorgerecht unverheirateter Väter eine Privatisierung von neoliberalem Machtanspruch.

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HA!

Jetzt weiss ich endlich, warum ich Tastaturen und Mäuse mit Blauzahn-Verbindung nich leiden kann.
Damit ich die Tastatur oder die Maus immaim Chaos wiederfinde.
Doll.

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Sonntag, 30. Oktober 2011
I-Zender.

Das Schrauben an neuen Computern aufm Schreibtisch war ja noch nie unbedingt so mein Fall. Auch nicht, obwohl Steve Jobs, der Herr hab ihn selig, es ja nur gut gemeint hat, und meine Arbeits- und Gebetsmühlen seit Jahren irgendwie super-schick sind, eher was für Leute mit Understatement also, und mich die "ein-Klick-fünf-Schritte" echt nervt. Ich bin eine Frau, also bin ich komplex, und das bedeutet: ich will einen komplex zu bedienenden Rechner für Dummys. Nicht sonn Ding, wo mit der System-Kenner dann beruhigend sagt "so, und jetzt stell dich einfach mal doof, so, als hättest du NIE AN EINEM COMPUTER GESESSEN" (und dann funktionierts tatsächlich.
Scheiss Ding.
Sich binnen PROFI, sich darf das gefälligst kompliziert haben.
(Ich kann auch aus Versehen 999 Bilder öffnen und dann nen Kaffee trinken, während sich der Rechner endlich aufhängt).

Nun hab ich diesen neuen Ei-Mac auf dem Zeichentisch stehen, weil das Drecksding nicht in der Höhe zu verstellen ist, und die Sitzhöhe am Schreibtisch dafür sorgt, dass ich immerzu einen steifen Nacken hab. Ich kann aber den Tisch nicht kürzer sägen, und den orthografischen Drehstuhl mit Wirbelsäulen-Stütztechnik nicht weiter hoch fahren. Schomma blöd. So an sich.
Dann ist das Ein- und Ausstecken von USB-Sticks (und ich bin abhängig von den Dingern) ein derartiges Gefummel, dass ich eben einen Splitter mit Kabel drangeknört hab. Sieht jetzt super-schick aus: Flat-Screen mit Plaste-Bommelschwänzchen. Auch blöd, aber als Königin des Workaround nicht weiter tragisch.
Hat sich jetzt noch herausgestellt, dass das Ding überhaupt kein Computer ist, sondern ein "Mediencenter".
Der Bildschirm is besser als mein Fernseher (also guck ich Battlestar Galaktika mit dem Lektor eben im Büro), und der Sound besser als der meiner Stereo-Anlage (also eben die CD-Sammlung in Ei-Tunes reingefüttert).

Das witzige an Ei-Tunes ist jetzt, dass es eine Verwaltung hat. Und wie jede Verwaltung dazu anregt, diese Verwaltung auch mal zu benutzen. Also alle Alben nicht nur überspielt, sondern auch noch nach "Genre", und "bewertet" hab ich den ganzen Rotz nun auch noch. Und etwas ausprobiert, was sich "Ei-Tunes-Diskjockey" nennt. Das Ding sucht per Zufall also die Bestbewertungen aus, und spielt sie irgendwie zufällig ab. Und ich muss sagen: wow, mein eigenes Radio hat was. Nur: es ist nie das dran, auf was ich gerade Lust habe, und ich bin entsetzt, wie schlimm meine "Lieblingstitel" sind. John Cash neben Placebo neben Pixies neben Aretha Franklin, neben Bowie neben Bing Crosby neben Tom Waits neben Björk neben ARGH. Geile Mischung, ich erschieß mich, denn den Rechner hängt das nicht von alleine auf.

Oder anders:
aus reinem Protest werd ich mir irgendwann einen Ubuntu-Rechner zulegen, nur weil der so komplex UND kompliziert ist, dass ich wieder was zum Fluchen hab, und einen Grund, mein Kind anzurufen.

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Dienstag, 27. September 2011
Frau Ratte ist SAUER.

Seit Jahren hat Frau Ratte eine ganze Sammlung von gesundheitlichen Problemen, wobei sie selbst nicht weiß, ob einfach nur das Leben selbst dran schuld ist, ein angeborener oder angezüchteter Dachschaden, oder ob tatsächlich was nicht stimmt.
Seit Jahren rennt Frau Ratte also mit allen möglichen furchtbaren Dingen zum Arzt, und macht jetzt die Erfahrung: wenns nicht grad ein Schnupfen ist, rennt man Pontius zu Pilatus, und alle zucken nur mit den Achseln. Naja, kann psychosomatisch sein. Naja, kann der Rücken sein. Kann eine Allergie sein. Kann schon sein. Haben Sie denn Ihr Sozialleben im Griff? Nein? naja, dann kann man wohl nichts machen.
Frau Ratte fällt nach wie vor alle 3 bis 4 Wochen einfach um. Plumms.

Frau Ratte hat EKGs und MRTs über sich ergehen lassen, diverse Ultraschall- und Röntgen-Untersuchungen, hat literweise Blut und Urin abgegeben, sich x-mal auf die Waage stellen Temperatur messen, hat sich Strom durch den Körper jagen lassen und sich geweigert Schmerzmittel gegen Fieber und Inkontinenz zu nehmen. Sogar einen Zahn hat sie sich ziehen lassen, und beim Therapeuten hat sie sich vorgestellt, denn das ist ja alles nur psychosomatisch.
Glaubt man dem Urologen, hat Frau Ratte Malaria.
Glaubt man der Neurochirurgin, hat Frau Ratte irgend eine komische entzündliche Vergiftung.
Glaubt man den 30 anderen Ärzten, ist Frau Ratte einfach nur hypochondrisch, denn: Frau Ratte muss überfordert sein, weil sie ohne Männer Kinder erzieht und keinen Sesselfurzerjob hat.

Um sich selbst zu helfen, diskutiert Frau Ratte mit einer Krankheit, die keinen Namen hat, und hilft sich mit Zwiebelsud und anderen fies schmeckenden Aufgüssen, meditiert sich das Fieber aus dem Kopf und ignoriert wenigstens Schmerzen und Erschöpfung. Und so ein Stock ist ja auch cool, ohne den es auch hin und wieder nicht mehr geht. Die Kindergartentasche als medizinisches Waffenarsenal, das Kind darauf trainiert was zu tun ist, falls Mama beim Umfallen die nächstbeste Wand nicht erwischt.
Das hilft. Tatsächlich. Das, und langsam weichende Unterforderung im Hirn. Was nichts daran ändert, dass es da eine Behörde gibt, das unbedingt eine Diagnose haben will, weil sie Frau Ratte unheimlich gern als Küchenhilfe oder Erntehelfer an den Anus Mundi schicken will, sogar wenn man da noch weniger verdient als Frau Ratte jetzt an Honoraren einstreicht. Hauptsache "Erster Arbeitsmarkt", weil alles andere "assozial" ist. Frau Ratte kann nämlich nach der Krankenkassenreform die 350 Euro Versicherungssumme jeden Monat nicht immer so wirklich aufbringen, muss sie aber, weil das Nichtkönnen zu Nichtversichertsein führt, was strafbar ist.

Alles schön und gut.
Frau Ratte wird lernen, sich selbst Blut abzunehmen und ins Labor zu schicken, denn der neueste Clou ist jetzt die Selbstdiagnose:
"Das hab ich jetzt nicht im Kopf, gucken Sie doch mal im Internet nach, vergleichen Sie die Symptome, und wenn da irgendwas passt, dann schreib ich Ihnen eine Überweisung für ne Darmspiegelung."
Vermutlich Medizinerdeutsch "fürn Arsch".

Frau Ratte ist also endlich mal echt sauer.

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Mittwoch, 15. Juni 2011
Frei-Mut.

Gestern liefs mir wie ein kalter Schauer über den Rücken, als in den Nachrichten des Bayerischen Rundfunks folgender Sachverhalt zur Sprache kam:
Die Jobagenturen verzeichnen einer neuen Statistik zufolge im letzten Jahr eine Verdoppelung von aufstockenden Freiberuflern, 150.000 im Gegensatz zu 75.000 aus dem Jahr 2007. Es sei, so ein Sprecher, die Gefahr des Missbrauchs zu untersuchen, das sich Freiberufler ihre Einkünfte ohne weiteres unbegrenzt nach unten rechnen könnten. Daher sei es angebracht, an eine zeitliche Begrenzung der Leistungsbezüge von Freiberuflern zu denken.
Im ersten Moment rollte eine Welle von Wut durch mein Freiberufler-Herz. Doch im Lauf des Tages veränderte sich der Nachrichten-Thread folgendermassen:
...die Gefahr des Missbrauchs zu untersuchen, da Angestellte lediglich einen Lohn-Nachweis erbringen müssten, was bei Freiberuflern hingegen etwas komplizierter ist, da sie schwankende Einnahmen mit schwankenden Ausgaben dokumentieren müssen, was kaum nachprüfbar ist...
Und wieder rebellierte mein Freiberufler-Herz, denn unterm Strich, das wissen wir alle, muss man die Kalkulation nur ein bisschen vereinfachen, und dann kann man sie auch lesen. Ich kanns schließlich auch, und ich kann nicht einmal gescheit rechnen. Aber: lesen.
Doch oh Wunder, bis in die späten Abendstunden hinein veränderte sich der Thread erneut:
...die Statistik gibt allerdings keinerlei Aufschluss darüber, ob es sich um ehemalige Ich-AG-Bezugsinhaber handelt, welche Branchen im speziellen betroffen sind, ob es sich um Bezugs-Inhaber handelt, die auf dem 1.Arbeitsmarkt sowieso keine Möglichkeiten auf Beschäftigung finden, oder was die Ursachen für den Anstieg sind. Der Sprecher des Ministeriums für Arbeit erklärt, ein Grund für die Untersuchung wegen Missbrauchs sei nicht gegeben.

Ja da brat mir doch einer einen Storch.... sagte mir ein Mitarbeiter der Jobagentur neulich doch glatt ins Gesicht "die meisten Selbständigen sitzen bei uns, weil sie Probleme mit der Finanzierung der Krankenversicherung haben."
Die wiederum haben Selbständige durch die finanziellen Probleme der Krankenkassen, die durch die Krankenversicherungspflicht abgefedert werden sollte, weil Herr Rössler wohl dachte, dass Selbständige einfach zu FAUL seien, sich zu versichern. Sattdessen steigt die Zahl der freiberuflichen Aufstocker, der Zwerg geht also nach hinten los (und nochmal für diejenigen, die das nicht wissen: Selbstständige zahlen diesen KV-Betrag nach Bemessungsgrenze, nicht nach Einkommen, und zwar zwischen 350 und 400 Euro mindestens, egal wie viel sie verdienen, solange sie die Einkünfte überhalb der Bemessungsgrenze nicht überschreiten. Und jetzt kommt mir nicht mit der KSK, auf die ist definitiv kein Verlass in Krisenzeiten).
Dass die Zwangs-Dumping-Honorare von Freiberuflern in vielen Branchen zu einem massiven Teil daher rühren, dass seit 2002 vermehrt subvensionierte Ich-AGler und dort angestellte 1-Euro-Jobber und 400-Euro-Jobber die Preise drücken, was gerade 2009 (Wirtschaftskrise bedeutet: weniger Aufträge, in diesem Fall weniger Aufträge für noch weniger Honorar), will auch nicht in die Realität der Sozialgesetzgebung, und schon gar nicht in die von Kunden hinüberschwappen.
Was aber das witzigste der ganzen selbstgestrickten Malaise ist: ist ein Selbstständiger trotz Durchhaltevermögen und Kampfgeist erst mal so weit, dass er sich von der Jobagentur subvensionieren lassen muss, ist er soweit am Boden, dass er reif ist für die Psychotherapie (sonst hängt er sich nämlich auf).
Eine Psychotherapie kostet rund 500 Euro im Monat, und es ist ausgerechnet diese Art der Behandlung, die zwischen 70 und 80 Prozent der Ausgaben ausmachen, die die Krankenkassen tragen müssen -- und nicht einsparbar sind.

Irgendwann kommt irgendwer am besten auf die Idee, die Psychotherapie vom Leistungskatalog zu streichen. Die Folgen wären sicher witzig und hätten sicher marktbereinigende Wirkung, was die Bevölkerungsdichte betrifft.
Und ich wäre gespannt, wie man die Selbständigen hier wieder erneut zum Sündenbock macht, bevor man merkt, dass da irgendwo schon wieder ein Denkfehler drin ist.

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Mittwoch, 8. Juni 2011
Tischbein.

Wer hat eigentlich Tischdecken erfunden? Ich würde ihm jetzt und auf der Stelle gerne mal Meinung sagen.
"Hör mal," würde ich sagen, "diese Dinger sind die Hölle. Draußen fliegen sie einem um die Ohren, und will man das nicht, muss man extra spezielle Klemmen dafür haben -- und beten, dass die Drecksdinger auch an den Tisch passen. Drinnen schmieren die Kinder Nuss-Nougat-Creme drauf sobald man 3 Minuten nicht hinguckt, und dann muss man die Dinger waschen, und weil sie aber nie wirklich sauber werden, wenn man den Hausfrauen-Zaubertrick mit den teuren Spezial-Waschmitteln nicht anwendet. Außerdem ist kein Bügelbrett der Welt gross, und wenn man wie ich das unsägliche Glück hat, welche mit Leinen-Anteil geerbt zu haben, muss man sie vor dem Trocknen dehnen und bügeln, wenn sie trocken sind erneut befeuchten und mindestens von vorne UND hinten bügeln, damit die Gläser nicht umfallen, wenn man sie auf den gedeckten Tisch stellt. Hast du irgendwie Langeweile gehabt, als du dir diesen Scherz ausgedacht hast?". Maul, mopper, stänker.

Das Bein des Anstoßens ist in Wirklichkeit der Tisch selbst. Einen Altar (der auch nur ein symbolischer Opfer-Tisch ist) verhüllt man schließlich auch mit symbolischen Leichentüchern. Man kann so einen armen Tisch ja nicht einfach naggich herumlaufen lassen. Züchtig das Bein bedeckt und nur bei bester Rasur in aller Verschwiegenheit entblößt. Dann, wenns ne Schweinerei (oder eine Totenfeier?) gegeben hat.

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Besitz des Glaubens.

"Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin."
So in etwa lautete ein Spruch, der in den 80ern. Heute wissen wir: Sprüche verändern die Welt nicht, aber Sprüche machen einem ein schlechtes Gewissen, wenn man entscheiden muss, wie man handelt. Immerhin.

Stell dir also vor, jeder könnte Sex haben, aber keiner tut es.

In einer Anthologie las ich neulich einen interessanten Satz über die Entstehung des sexuellen Tabuisierung: die (männliche) Religion ziele vor allem darauf ab, Sexualität unter Kontrolle zu bringen, im besten Fall zu ritualisieren (wie im Schabbes), vor allem aber zu kontrollieren (Ehe-Gelübde) und im schlimmsten Fall das böse böse Weib unter Kontrolle zu bekommen, indem man das Weib verstümmele und verschleiere. Denn in einer männlichen Religion, so meine Schlussfolgerung, schafft sich die weibliche Seite Gottes wie der Menschheit notgedrungen ihre Subkultur, da sie ja von vorne herein in der Religion nichts zu suchen hat -- trotz allem notgedrungen aber existiert.
Nun, es gibt Gründe, warum Menschen Regeln haben. Die meisten haben ursächlich damit zu tun, dass sich Menschen nicht willkürlich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Doch wer stellt die Frage danach, weswegen Menschen sich potenziell die Köpfe einschlagen -- ausser den Profilern und Kriminalisten, die das längst wissen? Es geht dabei immer um Macht, Habgier, Besitz, Lust, Sex, verletzten Stolz. Was schon mal auch die die Sexualität betrifft, denn solange die Frau oder der Mann zum "Besitz" gehört, rauscht die Gewaltanwendung auch in diese Richtung.

Um also Sex zu haben, müsste man erstmal die (männliche) Religion abschaffen?

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Cliff Atkinson: "Erzählen statt Aufzählen"

Die Zeit war schon vor 10 Jahren reif für eine Revolution: den Klick im Hirn, der merkt, dass es bei Vorträgen um Inhalte gehen sollte, und nicht um selbstgebastelte Ego-Shooter in Listenform, aufgerüscht mit lustigen Clip-Arts.
Das Buch ist für jemanden, der weiss, was ein "Drehbuch" ist, der weiss, wie visuelle Kommunikation eigentlich ist, unglaublich beschissen zu lesen. Jemand, der sich mit diesen Dingen aber noch nie befasst hat, wird schnell feststellen, dass er besser doch hin und wieder auf einen Designer hören sollte.
Denn der Kurz-Ausflug in die visuelle Denke der Übersetzung vom Blah zur Aussage und von dort zum aussagekräftigen Bild ist zwar gegeben, bleibt notgedrungen aber stecken. Trotzdem ganz witzig für jeden, der die Schnautze gestrichen voll hat von Vorträgen, die anöden.

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by ratte (28.03.18, 06:25)
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by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
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bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
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