Donnerstag, 28. Januar 2010
Querdenken.

Früher, in den alten Tagen des letzten Jahrtausends, kam ein neues Wort auf, dass kreatives, innovatives Denken bezeichnete: das Querdenken. Aber wie das mit subversivem Gedankengut so ist: es wird assimiliert und hoffähig gemacht, indem man das Wort nimmt und neu umdefiniert in sozial verträgliches. Seitdem handelt es sich bei Querdenken vor allem um ein Denken, dass sich selbst quer im Wege steht.

... Link (0 Kommentare) ... Comment


Davos.

Wie schön dass wir nun endlich den Beweis für eine seit langem vermutete Tatsache haben: deutsche Manager sind reif fürs Arbeitsamt. Und in der Tat, wer möchte nicht mal gerne mit ihnen Schlitten fahren gehen, und zu irgendwas muss ja auch so ein Holz-Schlitten gut sein in den Wintern der globalen Erwärmung.

... Link (0 Kommentare) ... Comment


Donnerstag, 21. Januar 2010
In Love with Scott McCloud.

Man bat mich also, ein Seminar übers Comiczeichnen abzuhalten. Abgesehen, dass sowas runtergeht wie Öl (und kein Mensch weiss, ob es genug Teilnehmer geben wird sodass der Kurs überhaupt stattfindet), schält es ein uraltes Phänomen der Comiczeichnerei frei: fehlende Literatur.
Als ich noch jung und Schlafentzug durch Überarbeitung für eine lustige Droge hielt, und in diesem Zustand seufzend über meinen Texter geflucht habe (Verbal-Polit-Erotik von einem Texter, der sich für Dirty Harry hält ist ziemlich blöd in Panels zu packen), gab es da nur ein einziges Buch: "Comics richtig lesen" von McCloud. Mittlerweile ist auch der Klassiker von Will Eisner übersetzt worden. Aber forscht man weiter, findet man wieder nur: McCloud. Mit zwei anderen Werken, das jüngste nennt sich "Comics machen". Und ist uneingeschränkt empfehlenswert.

Was wieder deutlich wird: als Comiczeichner muss man entweder Masochist oder bekloppt sein (offenbar hab ich von beidem was). Comics zu machen ähnelt der Zwangsneurose, Geschichten zeichnen zu MÜSSEN. Die Zeichnerei ist nicht nur komplex (die meisten stellen sich da schnell hingeworfene Meisterwerke vor, und wissen nicht, dass es wirklich harte, manchmal zermürbende Arbeit ist), sie kettet einen auch noch für lange Zeit am Zeichentisch fest, und "bricht einem das Herz", wie es der Peanut-Erfinder Charles Schulz einst sagte.
Didaktisch relevante Literatur gibt es überhaupt keine. Nicht einmal in anderen Sprachen, wenn ich McCloud Glauben schenken will, und ich weiss aus eigener Erfahrung, was Gestaltungs-Professoren und andere gebildete Menschen vom Comic an sich denken. Dass es sich dabei im Prinzip um die Urform der non-verbalen Kulturdokumentation handelt, die sich den Mitteln der Kunst, des Films, der Illustration und der Literatur gleichermaßen bedient (und ergo beherrschen muss, incl. deren Technik in Aufbau, Struktur, Spannungsbogen, Dialektik und Grammatik), steht dem entgegen. McCloud dokumentiert Prinzipien, die visuelle Erzähltechnik entfusselt, und hilft mir nun gleichfalls, mein didaktisches Konzept zusammenzustöppseln und zu vervollkommnen.
Denn wenn ich was weiss, dann, dass sich Comiczeichnen nicht aus dem Buch lernen lässt, das muss man TUN. Ich hätte mir wenigstens ein BISSCHEN Anleitung gewünscht. Warum eine Sequenz zu unübersichtlich ist. Oder zu dicht. Und wie man Texte gescheit kürzt. Was aber die für mich relevante Quintessenz des frisch ausgelesenen Buches ist, steht erst auf der letzten Seite in den Anmerkungen:

1. Lerne von Jedem.
2. Folge niemandem.
3. Versuche, die Struktur zu erkennen.
4. Arbeite wie besessen.

... Link (0 Kommentare) ... Comment


Drei große Fragezeichen und ein schreiender Wecker.

Nennt mich Wecker-Killer.
Es gibt Menschen, die werden nicht zu den gewünschten Zeiten wach, weil sie über ein wirtschaftlich inkompatibles Bio-Rhythmus-System verfügen. Das gilt für rund 80% aller Kinder zwischen 3 und 21 Jahren und für rund 20% der Erwachsenen. Die meisten Menschen mit diesem Problem arbeiten in Berufen, die in dieser Hinsicht kompatibel sind. Was allerdings niemals kompatibel ist, ist die Schule. So, wie die meisten Kindergärten und Kindertagesstätten mit Berufen wie dem meinen völlig inkompatibel sind (welche Kinderbetreuung hat bis 22.00 Uhr geöffnet?!), so sind es die Schulen. Und für Leute wie mich bedeutet das: beständige Disziplinierung unter Aufbringen nicht nur kreativer, sondern auch kräfteraubender Ressourcen.
Und es bedeutet: ich sammle Wecker.
Batteriebetriebene Höllenmaschinen, Funkwecker, Radiowecker, Wecker eben. Derzeit sind es nur noch vier plus die Weckfunktion vom Handy (die aber zu leise ist um mich wach zu kriegen, immerhin muss ich mitten in der Tiefschlaf-Phase wach werden, da braucht es schwerere Geschütze als sanftes Piepen), denn es hat sich herausgestellt, dass nicht jeder Wecker das hält, was er verspricht (einer davon klingelt aus Prinzip nur Donnerstags nicht, der andere wird an Dienstagen zum Schweighöfer). Ich habe keine Ahnung, wie viele Wecker ich schon weggeschmissen habe, weil sie aus dem für mich nötigen morgendlichen Radau (der durchaus an das ???-Hörspiel erinnert) verweigert haben. Was letztlich zu einer Wecker-Hysterie führte. Manchmal bleibe ich die ganze Nacht lang wach, um zu überprüfen, ob das Ding schreit, oder ich nur wieder nicht davon wach geworden bin (also meist von Montag auf Dienstag und von Mittwoch auf Donnerstag). Meist klingelt der Wecker tatsächlich nicht, und dann muss ich einen neuen kaufen.
Und ich bin immer auf der Suche nach den Höllenmaschinen der 60er und 70er Jahre, auf Flohmärkten, in Gebrauchtwaren-Läden. Und ich denke, ich werde mir das Wecker-Sammeln zum Hobby aufbrezeln. Was Warmes braucht der Mensch halt.

... Link (3 Kommentare) ... Comment


Donnerstag, 31. Dezember 2009
Life-Gaming Next Step.

Festplattendaten rekonstruieren. Lustige Angelegenheit. Anstatt sich also in der Wanne zu aalen und den lieben Gott einen guten Mann sein zu lassen, formatiere ich im Accord die alten Texte neu. Man kann sie nicht bearbeiten in einer nicht vorhandenen Formatierung.
Frustrierend genug, dass es trotz allem eine Menge Adressen, Telefonnummern und e-mail-Adressen nicht zurück ins Leben schaffen. Hat sowas einen Sinn? Welchen Sinn hat der Verlust von Text?

Das Jahr geht zu Ende, und bekommt eine neue Datumsgrenze. Irgendwie abstrakt fürs Empfinden, dass das "Neue Jahr" erst in ein paar Wochen, Monaten empfinden wird. Bis März dauert es noch was. Nach Feiern ist mir durchaus nicht zumute, denn auch Ende Dezember ist nur das Ende eines ganz profanen Monats, und da stehen Miete, Versicherung und Lebenshaltungskosten-Überweisungen an wie sonst auch. Es ändert sich nur eine Zahl. Eine auf den Papier, keine symbolische.

Üblicherweise ist heute der Tag, an dem sie sich überschlagen mit Jahresrückblicken und Hitlisten (das häufigste Wort, der dollste Song, das beste Buch, der schönste Moment), aber das haben wir ja dank RTL das ganze Jahr über. Der Fernseher ist aus, und er wird es bleiben. Ich habe keine Hitliste zu schreiben (bis auf den schlimmsten Moment: dem Sterben zusehen, während man eine Bewerbung schreiben muss und so tun, als wäre man selbst die Lösung für ein Problem). Der beste Moment war jener, in dem das Vicodin zu wirken begann und ich für einen Moment glaubten wollte, es könne tatsächlich eine Erlösung geben, die einem geschenkt wird. Nicht wirklich hitlistentaugliche Momente.

... Link (3 Kommentare) ... Comment


Montag, 9. November 2009
Westentaschen-Irrenhaus.

Kann man dichten, malen, zeichnen, lauter so Zeug eben, ohne wahnsinnig zu werden?
Ich erinnere mich an dieses immer wiederkehrende Bild vom "Kampf mit der Leinwand" (oder dem Radiergummi). Würden "normale" Menschen auf die Idee kommen, grundlos ein Stück Papier anzubrüllen, mal ganz ehrlich?
Man kann ein Navi anbrüllen bis man heiser ist, es wird niemals tun was man einem sagt, solange man es nicht bedient. Und so ähnlich ist das im Vorstadium mit dem Bild. Man brüllt sich ja eigentlich nur selber an, deswegen: Vorstadium.

Das Fortgeschrittene Stadium ist der blanke Wahnsinn. Offenbar schießen sämtliche existierenden körpereigenen Chemikalien gleichzeitig in die völlig falschen Hirn- und Körperregionen, und dann krachts. Man hat Offenbarungen die einer Fremdsteuerung gleichkommen, als wäre man nicht wirklich IN seinem Körper. Man kann sich quasi zusehen, um das Gefühl zu haben, in einem schrill-schrägen Film zu sitzen.
Das passiert, wenn man was kapiert, das Große Ganze überblicken kann, also nicht das wissenschaftlich begreifbare, sondern eben das, was wissenschaftlich schon lange nicht mehr begreifbar ist, und vielleicht nie begreifbar sein wird, wenn man nicht Künschtler im Furor an die Gehirnkamera andockt. (Es gibt auch Wissenschaftler, die diesen Zustand kennen, ganz sicher, aber auch die können ihn nicht anhand von Text nur ganz schwer beweisen.)

Zum Teufel mit der Beweisbarkeit.
Wenn schon die alten Griechen diesen Zustand beschreiben konnten und schlicht postuliert haben "Tscha, dat is göttlischer Wahn, und göttlischer Wahn is sowat wie ne seherische Gabe", dann kann man das vielleicht auch als Normalo hinnehmen.

Ach so. Warum ich das thematisiere.
In letzter Zeit beschweren sich bei mir so viele Leute, dass es keine gute Literatur mehr gäbe. Und dass es keine gute Musik mehr gäbe und so. Mei, das passiert halt, wenn man die Kunst auf die Verkaufszahlen beschränkt, und nur das Massenpublikum bedient. Wenn Verlage nur noch Bücher drucken, wenn sie bereits Bestseller sind und solche Sachen. Auf Sicherheit bauen. Wirtschaftlich denken. Da fällt dann alles, was der Masse nicht passt untern Tisch, auch, wenn das, was die Masse so mag, ursprünglich auch mal schräg angefangen hat -- sonst hätte es ja nicht angefangen. Am Ende des Schreis nach Normalität und guten Einkommen steht Blümchenfoto, Telefonbuch und "Alle-meine-Entchen"-Musik als Kunstform.

Die Kunst -- in welcher Form auch immer -- absolut zu fiskalisieren, hat den Effekt der Entgöttlichung, weil die Masse so viele Schichten der Existenz gar nicht erträgt. Das rächt sich. Im Lamento des Erdmännchens, weil er plötzlich Dan Brown lesen muss, weil Eco und Fry aufgehört haben, Bücher zu schreiben, und Frau Feuchtgebiet nicht ins eigene Leben passt (nicht ohne Grund geht Roche mit dem Deckel-Zu-Bürgertum nicht grad freundlich um, sowas will man gar nicht wissen).
Brown bezeichnet seine Ergüsse selbst nicht als "Literatur" (ich auch nicht), und Brown ist keine "Einstiegsdroge" für "Literatur".
Gute Literatur (übertragbar auf Anderes) ist nicht nur Handwerk, sie ist vielschichtig. Sie verhüllt und demaskiert, und spielt so mit dem Leser. Sie reißt dem Leser die Maske vom Gesicht, indem sie sich selbst eine Maske aufsetzt. Spiegelung oder "Reflexion" nennen Syggologen das. Das Gegenteil von "Projektion" also.

Um als Mensch sowas hinzukriegen, muss man das Ego fahren lassen und im Moment des Arbeitens a bissl irre werden, geht nicht anders (auch das ist mit dem "Leid des Künschtlers" eigentlich gemeint). Eingehen in das Brummen und Surren des Kosmos sozusagen.
Oder einfach: göttlich.

(oder anders: dat is das Dionysos-Prinzip in der Dichtkunst. Und Dionysos rächt sich bös, wenn man ihn vergisst. Sagen die alten Griechen, und die haben recht, weil sie sind tot und deswegen lebendig.)

... Link (0 Kommentare) ... Comment


Samstag, 7. November 2009
Schreikrampf ohne Wissenschaft und Forschung.

Bei den Göttern! Gestern noch dokumentierte ich meine geistesmüden Gedanken zu den meinerseits orakelten Vernetzungen zwischen Ilias und Nibelungenlied. Und wo komm ich wie durch blöden Zufall hin?
Zu Dionysos.
Ohne Schmarrn.
Im ersten Moment dacht ich, meinen Rechner an die Wand klatschen zu müssen.

Das Nibelungenlied hat was zum Tun mit der St.Georg-und-der-Drachen-Geschichte (Dank an den Urheber Hans Sachs). Und so ganz ohne Grund hat der das ganz sicher nicht getutet. Der gute Georg stammt aber eigentlich aus Kappadokien, und das liegt neben Phrygien. Und in Phrygien hatten sie einen (gehörnten) Pferdegott mit Hirsch- oder Stierkopp (der für Acker-, Weinbau und Entbindungen zuständig war), den die Griechen zusammen mit den Phrygischen Innovationen (Ackerbau, Weberei, Schafzucht, Weinbau und Wagenbau) übernommen haben, und nannten ihn dann nicht mehr Sabazios, sondern Dyonisos.
Irgend ein Antiker Autor vergleicht sogar Sabazios mit Priamos (Illias) und seinem Verhältnis zu den Amazonen. Batsch.
Sabazios ist -- wie Georg und Dionysos -- ein chtonisches Prinzip, das beständig stirbt und aufersteht aus dem Kompost der Natur. Und im keltischen Kulturkreis ist er zwar namenlos, aber er existiert. Was daran liegen mag, dass vor Urzeiten Kelten (die Galater) in Phrygien gelebt haben. Beste Basis für Kultur-Transfair.
Die Kybele hingegen, sein Gegenstück, hatte ursprünglich einen schwarzen Metoriten als "Reliquie". In irgend einer Version der Sigurd-Sage kracht ein Meteorit vom Himmel, und Bruni und Siggi treffen sich nicht in Island, sondern am Einschlagskrater und kloppen sich um den Brocken der vom Himmel fiel, aus dem dann später der Balmung geschmiedet wird (im Chiemgau ist ja 450 vor 0 auch so ein Ding runtergekommen und hat böse Verwüstungen angerichtet -- und vermutlich die Grundlage für den legendären "Norischen Stahl" gelegt. Vielleicht liegt in dieser Katastrophe irgend ein Hund begraben, wär naheliegend und luschtig).

Meine verschrobene Idee, die Juden für den fränkischen Weinbau verantwortlich zu machen, hab ich neulich erst übern Haufen geschmissen, und die Griechen dafür verantwortlich gemacht. Jetzt muss ich schon wieder alles übers Hügelgrab wuppen, und die Phrygier / Galater / Kelten selbst zur Rechenschaft ziehen. Ausm ganz einfachen Grund:
Bisher konnte keiner erklären, wo das Wort "Betzer" für fränk. "Schaf" herkommt. Ich kenne "Saubetzer" und "Mähbetzer", also kommt das Wort vielleicht von den phrygischen Schaf-Bonzen mit ihrem gehörnten Sa-betzer-Dionysos-Lollus.

Ich geh glaubich besser Störche braten, anstatt in Lexika zu wühlen. Da kommt wieder nur viel Blödsinn raus, und dann kauf ich mir eine Gartenschaufel, um das baktrische Amazonen-Troja aufm Kupschacker auszubuddeln. Oder eine Abhandlung zu den Parallelen zwischen Döner und Donar herzustellen. Phrygien liecht schliesslich mitten in der Türkei.

... Link (0 Kommentare) ... Comment


Nachtrag zum schönen Siggi:

Die Sage von Siegfried/Sigurd hat ein Thema, das zentral am Anfang steht, und es ist ein TRAUM. Der Traum Kriemhilds (junge Frau) zeigt ihren geliebten Falken, der von ein bis zwei Adlern zerrissen wird.
Der Falke ist ein Symbol für den Horus/Re bzw. den Licht/Totengott (Iran) bzw. die generelle Freiheit des Geistes und der Inspiration (Lilith-Prinzip), und damit die zwei- bzw. nongeschlechtlichiche Herrschaft. der Adler hingegen ist deutlich männlich, und repräsentiert die Königsherrschaft und den Sonnengott (Apollo), der ohne den Totengott-Aspekt (Dionysos, Persephone, Hades) auskommt.
Man kann sich also durchaus vorstellen, warum sich einzig dieses Thema in jeder Sagenversion nicht verändert, und was der Traum bedeutet, auch wenn er in der Sage anders gedeutet wird.
Es geht in der Geschichte weit mehr als um Christentum und Heidentum, es geht um einen Clash of Culture-Mythos, der vermutlich so alt ist wie die Mythen um Isis, Osiris und Seth oder Kain/Abel, so alt wie die Mythe vom Ende der Matrilinearität zwischen Kanaan und Israel.
Und weil wir in einer Nach-Clash-Kultur leben (und uns in aller Regel nicht mehr vorstellen können wie es anders sein könnte) tut er sich schwer mit der Modernisierung, auch wenn der Satz "eine Kultur, die ihre Frauen in Leichentücher hüllt, muss untergehen" jung ist. Im Nibelungenlied ist beschrieben, warum solche Kulturen untergehen.

... Link (0 Kommentare) ... Comment


Papst Johanna VIII.

Kein Tag ohne Verschwörung. Und nur, weil ichs grad schon wieder in dieser allseits beliebten Mystery-Vulgarisation gesehen habe, vermutlich aus aktuellem Anlass zum Kinostart der "Päpstin".
Es ist kein Geheimnis der Geschichte, dass es Frauen in Männerkleidern gegeben hat. Es gab eine Heilige, die heilig nur wurde, weil sie in Männerkleidern als Mönch unterwegs war. Name leider vergessen, aber er fing mit M an, und es fand auf deutsche Boden statt. Es gab zudem eine Heilige, die in Männerkleidern nach dem Heiligen Land fuhr, um nicht belästigt zu werden. Selbst in den Chroniken des Würzburger Klosters Oberzell ist ein Fall dokumentiert, in dem eine Frau in Männerkleidern aufgefunden wurde, weil, so der O-Ton des Findlings, das Leben als Frau unwürdig sei.
Und dass ein Haufen klerikaler wenn nicht gar evangelialer Schriften nicht von Männern stammen (was die ev. Kirche anhand der Grammatik herausgefunden hat), ist nun auch nicht wirklich was Neues.
Die Frage, warum solche Frauen nicht "auffielen" ist vielleicht auch weniger eine Frage des "wie verheimlicht man das" -- unter Männern, die Frauen anhand ihrer Kleidung definieren müssen, weil sie gar nicht wissen was eine Frau überhaupt von einem Mann unterscheidet, ist das weniger schwer. Auch Männer können "Brüste" haben, so wie es Frauen gibt, die eben nicht über das Idealmaß des D-Cups verfügen.

Es ist also durchaus möglich, dass es einst eine Päpstin gegeben hat, was noch lange kein Beweis dafür ist, dass der "Papst weiblichen Geschlechts" tatsächlich existiert hat. Es gibt keinen Beweis FÜR seine Existenz, genauso wenig wie es einen Beweis GEGEN seine Existenz gibt. (Und nachdem ich nicht dabei war, kann ich das selbst auch nicht wirklich beurteilen. Papier ist schließlich geduldig, und der Mensch braucht spannende Geschichten, sonst hätte er den Fernseh nich erfindet).

Viel interessanter finde ich, dass sich das Gerücht so hartnäckig hält, weil die Sehnsucht nach einem weiblichen Papst -- und um nebenbei der Kirche die Fehlbarkeit zu beweisen -- offenbar viel stärker existiert, als das allen Lesern von Romanen wie der "Päpstin" vorstellen können.

... Link (0 Kommentare) ... Comment


Freitag, 6. November 2009

Man kann nicht auf die Bedürfnisse anderer Menschen eingehen, wenn man seine Eigenen nicht kennt.

... Link (0 Kommentare) ... Comment


 
online for 8134 Days
last updated: 23.02.20, 04:41
status
Youre not logged in ... Login
menu
... home
... topics
... Home
... Tags


... antville home
November 2024
So.Mo.Di.Mi.Do.Fr.Sa.
12
3456789
10111213141516
17181920212223
24252627282930
März
recent
das ist das Leben. Es
besteht aus einer Ansammlung von Verlusten, mit denen man...
by ratte (28.03.18, 06:25)
Das ist ganz schön
deprimierend.
by sakana (22.03.18, 17:05)
Interessant. Nun sitz ich da
mit meinem frisch und ungewaschenen Hals, und wundere mich über...
by ratte (22.03.18, 07:28)
denken ist nicht degoutant lies
das wintermärchen doch einfach mal da wirst du vieles von...
by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

RSS Feed

Made with Antville
powered by
Helma Object Publisher