Freitag, 25. Juni 2010
requiem.

bis zu dem moment, als ich die "heal the world"-songs zu hören bekam, nicht lange bevor dieser unsägliche journalist den mann durch die hölle gescheucht hat, war jackson selbst für mich nur ein androgynes abstraktum. erst damals hab ich begriffen, was jackson antreibt und langsam aber sicher umbringt, und was das eigentlich für eine musik ist. dass ich in einen spiegel sehe, wenn ich ihn höre.

am tag seines todes (keine ahnung mehr ob es nacht oder tag war) lag ich selbst mit nicht recht wirkungslosen schmerzmitteln und fieber (und ramazotti und weihrauch) zugedröhnt auf dem sofa und hab über N24 sehen müssen, wie sie seine leiche abtransportieren. für mich war das auch persönlich das ende einer ära, wir sterben, und leben nur ein paar tage. mein seelenverwandter war tot. er hats nicht überlebt. er hat gelitten wie ein schwein, bevor er starb.

seitdem weiss ich: die erlösung liegt entweder im tod oder im echten leben, weit weg von der brutalität der eigenen vergangenheit, die den schmerz jeden tag ins jetzt schaufelt, und gegen den es kein mittel gibt, das man in apotheken bekommen kann.

auch wenn es keine neue musik mehr gibt: er ist frei. das sollte uns alle nicht traurig machen, sondern glücklich. es sollte ein zeichen setzen können. musik ist vergänglich, sie ist eine sache des geschmacks. sein leben nicht.

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Dienstag, 22. Juni 2010
"24 Hour Comics".

Schon mal was vom Hardcore-Comiczeichnen "24-Stunden-Marathon" gehört? Ich hatte davon nur bei Scott McCloud gelesen, und nun bin ich schlauer und krieg gleich die ganze Entstehungsgeschichte um die Ohren gehauen.
Aber stopp. Allein wie ich an das Buch kam, ist eine Geschichte für sich.

Letzte Kursstunde des I-er Kurses. Eine Teilnehmerin rekapituliert ganz aufgekratzt, dass sie sich jetzt alle McCloud-Bücher bestellt hat. Und dass eins dabei war, von dem sie glaubt, dass ich damit deutlich mehr anfangen kann als sie -- sie sei noch nicht so weit. Und drückt mir das kleine englische Taschenbuch in die Hand. "Schenk ich dir jetzt als Dankeschön für den Kurs." sagt sie grinsend.

Mit den 24-Stunden-Comics hat es aber folgendes auf sich: McCloud bezeichnete sich immer selbst als den 2-lahmsten Zeichner, weil einer seiner Freunde und Kollegen, Steve Bisette, sich selbst als den allerlahmsten bezeichnet. Als McCloud ihn allerdings bei einer Signierstunde beobachtete, in der er mal eben Massen von Zeichnungen hingehauen hat, kam er auf die Idee, eine Art Übungs-Wettbewerb mit Steve auszutragen, in dem man in 24 Stunden 24 Seiten Geschichte zeichnen sollte. Für den Speed. Zum Lockerwerden.
Das hat eine ganze Bewegung ins Leben gerufen, in denen jetzt schnell hingeschmissene Comics geübt werden, bis einem die Hände und die Birne wehtut, bis man seinen Hintern nicht mehr spürt und nur noch Tusche, Papier, Gedanke ist.

I AM Speeeeeeeeeeeeeeeeeddd.... sagte Lightning McQueen in "Cars". :)

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Dienstag, 15. Juni 2010
Sozialversicherungspflichtiges Einkommen.

Da sitzt sie einfach so da, und fragt, ob für mich auch eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit in Frage käme.
Musste ich spontan an die Erfahrung mit meinem Zeitweise-Arbeitgeber denken, dem ich einen Kunst-Kurs zum Thema "Tod" vorgeschlagen hatte. Der prinzipiell nicht verantwortbar war, weil mir die Zertifizierung als Psychologin fehlt. Dass ich in meiner Familie mit ausgeflippten Borderlinern und anderen Krachchargen gelernt habe umzugehen, spielt da keine Rolle. Und dass ich die Erfahrung damit habe, dass das Thema "Der Tod in der Kunst: ein Same der Schöpfung" niemanden vom Hocker haut, der sowas bucht. Dass es eher ganz alltägliche Blödheiten sind, "Trigger" ganz anderer Art, die labile Personen zum Austicken bringen. Die komischerweise immer irgendwie mit "Einkommenssicherheit" oder "Beziehung" zu tun haben.
Da steht mal wieder Erfahrung gegen Zertifikat.
Auch wenn ich meinen Zeitweise-Arbeitgeber verstehen kann. Trotz allem. Man räpresentiert da ja nicht sich selbst, sondern eine Institution. Das ist wieder eine ganz andere Baustelle.
Aber es macht mir klar, dass ich ganz dringend meine eigene "Akademie" oder was auch immer ins Leben rufen muss. Oder die nette Dame mal fragen sollte, ob sie nicht dafür sorgen kann, dass ich nochmal Psychologie studieren kann. Wegen der Zertifizierung. Und weil neue und fundierte Kenntnisse immer nützlich sind. Ich weiss ja, dass ich nix weiss.
Is schon schräg genug, wenn die Teilnehmer eines unterbelegten Kurses sauer sind, weil es -- eben wegen der Unterbelegung -- keinen Folgekurs zum Thema Comiczeichnen geben wird, nur ein Hard-Core-Seminar (mit deutlich mehr Stunden auf einen Schlag).
Schräg, schräg, schräg.

Ist "schräg" irgendwie "sozialversicherungspflichtig"?

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Freitag, 11. Juni 2010
Ruanda goes Hollywood.

Gestern einen Artikel zu den Entwicklungsplänen Ruandas gelesen. Ruanda will also IT-Standpunkt Nr.1 in Afrika werden, ähnlich wie Singapur, nur, dass es halt keinen Hafen hat.
Man verlegt dort also derzeit Kilometer von Glasfaser-Kabel für die Datenübermittlung, damit auch jedes 15-Seelen-Dorf mit der Zeit Schritt halten kann.
Dass man aber auch STROM braucht für den Betrieb von Plattenbauten (mit denen man die Dörfer plattwalzt) und Computern hat man vergessen, und fragt sich jetzt, wie das Problem in den Griff zu bekommen ist (Einfuhr von noch mehr Wissenschaftlern).

Hm.

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Staatssicherheits-Rauch.

Am 5.Juli steigt also die nächste Stufe "Bürgerbegehren zum Thema Nichtraucherschutz". Ganz prima Sache, der Bürger wird erzogen, weil ihm seine Meinungs- und Lebensfreiheit nicht bekommt. Eine ganz ehrgeizige Mütterkollegin aus der Nachbarschaft hat mir den entsprechenden Text via Mail zukommen lassen, und bittet mich also nun, mit JA zu stimmen, es sei doch gerade für die lieben kleinen ganz ganz wichtig.
Demnach wäre das Rauchen nicht einmal mehr in Raucherbereichen -- auch denen unter freiem Himmel -- gestattet, weder in Biergärten noch in Parks, auch nicht in Freibädern oder auf Firmengeländen. "Die Alternative? Keine!" endet der Text.
Ich hätte im Gegenzug gerne ein Bürgerbegehren gegen urbane Verblödung.

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Der Ball ist rund.

Das war jetzt mal ein ganz neuer Nebeneffekt: die WM als Vertuschungsmanöver für einen ganzen Strauss völlig blödsinniger Sparmaßnahmen, die das Ausland natürlich ganz toll findet. Wenn die deutsche Mannschaft gewinnt, merkt vielleicht auch keiner, was da ansonsten wieder für Ergebnisse hochoffizieller Statistiken übers Radio der Satz gefallen ist:
"der Studie XYZ zufolge werden Frauen nicht wegen ihres Geschlechts schlechter bezahlt, obwohl sie meist besser ausgebildet sind, bessere Noten haben und häufiger Auslandsaufenthalte vorweisen können, sondern wegen ihrer Grundeinstellung. Für Frauen ist Familie immer noch ein wichtiger Prioritäts-Gesichtspunkt."

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Blutgrätsche für Anfänger.

Nachts ist die Welt eine Andere.
Als Tags.
Aber weder Tags noch Nachts kann ich was mit Fussball anfangen. Wurscht ob WM oder EM oder was auch immer. Ich kann damit einfach nix anfangen.
Ratte, die Spaßbremse.
Ratte, die Unverständige.
Langweilig.
Ratte, für die die WM nix weiter ist als ein national-gruppendynamisches Verhaltensphänomen.

Oleoleoleole...

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Montag, 31. Mai 2010
Nachweispflicht für alle!

Wurscht mit was man es zu tun hat: für alles braucht man den Beweis der Richtigkeit seiner Taten: jener, die man bereits hinter sich hat wie jener, die man zu tun gedenkt damit man damit kalkulieren kann -- und wehe, man hält sich nicht an die eigenen Pläne.
Das ist bei der Steuereklärung so, vor allem wenn man kein Arbeitnehmer sonder dank Freischerlertum zu den "Abeitgebern" gehört. Das ist bis zu einem gewissen Grad verständlich und erträglich. Aber dabei bleibts ja nicht. Da sind all die anderen Organisationen, denen man beweisen muss, dass man keine Mitarbeiter hat, oder warum die Dinge halt so laufen wie sie laufen. Seit drei Monaten tue ich jeden Tag (!) nichts anderes als irgendwelche Bescheinigungen und Quittungen und Nachweise beizuschaffen, dh. Leuten damit auf den Wecker zu gehen. Anstatt. Genau. Schwamm drüber.

Heute, nach einem Telefonat mit dem Finanzamt um herauszufinden ob die das mit der "Analage S" so oder anders meinen (ich spreche ja blöderweise kein Amtsdeutsch -- die Anlage S ist, wie die Anlage V nämlich eine Novität, die die Steuererklärung tatsächlich immens vereinfacht, womit ich ja erst mal garnet klarkomm), kam ich auf die Idee, eine tägliche Nachweispflicht für ALLE Bürger zu erfinden. JEDER Bürger sollte jeden Tag einen Nachweis darüber führen was er tut, gedenkt zu tun, ausgibt, einnimmt und verbraucht, und bitte mit NACHWEIS in doppelter Ausführung. Das würde mir persönlich gegenwärtig das Leben sehr vereinfachen.

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Samstag, 29. Mai 2010
Grauwert.

Letzte Nacht hab ich, als mir die Birne vor lauter Papierkram zu brennen anfing, mich in meinem alten Lexikon kundig gemacht zum antiken, alten und vergangenen PERSIEN. Das war interessant, nicht nur aus historischer Sicht, sondern auch aus sprachlicher. Derselbe Artikel ist in der neuen Ausgabe deutlich kürzer, und deutlich weniger interessant. In der alten Ausgabe von 1881 stehen Formulierungen, die in jedem modernen Lexikon völlig undenkbar wären: "aufs grausamste" oder "die Beute des Kunstraubes musste die neue Hauptstadt glanzvoll schmücken". Wortbilder, unter denen man sich sehr deutlich was vorstellen kann. Das Problem: Wortbilder sind nicht neutral. Eben weil es Bilder sind. Das liegt so in der Sache.
In modernen Fachberichten ist man gezwungen, neutral zu bleiben, mit dem Ergebnis, dass die keiner mehr lesen mag (und auch keiner mehr versteht), und wenn doch, endet man in Haarspalterei, diversen Definitionen und der Ratio des ungläubig allein Sichtbaren, so als gäbe es faktisch keinen Unterschied zwischen Völkermord und Liebe. Aus dem Völkermord wird ein alltäglicher Konflikt, den man plötzlich selbst erleben muss, um zu begreifen, welche Brutalität dahinter steckt, und wie die Konsequenzen aussehen. Aus der Liebe wird ein chemisches Reagenz. Allein der Satz "Sex findet im Kopf statt" wird nicht mehr als etwas wahrgenommen, was mit der Erweiterung der Erkenntnis und der Neudefinierung des Ich zu tun hat, sondern ein virtuelles Spiel, das jeglichen Auflösungsprozess hinterfragt als spinnert esoterisches Konglomerat von soziologischen Modellen, im wissenschaftlichen Sinne, wohlgemerkt.
Die Welt der Wertefreiheit, die in der Gegenwart so en vouge ist, damit nur ja niemand ans Schienbein getreten bekommt, weder Mörder oder Betrüger noch Vergewaltiger, sorgt für genau das: graues Fehlen irgendwelcher Werte, irgendwelcher Haltungen, irgendwelcher Chuzpe. Das graue Verhandeln anstatt sich der Konsequenzen bewusst werden zu können. Alles ist möglich, bis auf das Ablehnen der Wertefreiheit und der Verhandlung, schließlich will man ja keinen Krieg. Dass auch Frieden eine nicht wertfreie Angelegenheit ist, vergisst man dabei schnell. In der Wertefreiheit ist alles möglich bis auf das TABU: das "malen" des Bildes eines Sachverhaltes in möglichst vielen Farben und Kontrasten, bei denen sich vor allem die Ignoranten selbst ans Schienbein getreten fühlen. Dieser Tritt wird zur "Meinung" herabdegradiert und bleibt in den Kolummnen und Streiflichtern der Welt als Randerscheinung oder Glosse übrig, weil "wissenschaftlich unhaltbar".
Und dann am besten noch jammern, weil ja alle Werte verrohen und verloren sind, während man selbst Erfüllungsgehilfe des Tabu-Stärkens wird.

Was so ein dammiger Lexikon-Text so alles anstellen kann.

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Horoskopal-Schisma.

Es gibt ja Menschen, die lesen hören oder laden Horoskope irgendwo runter. Im Radio gibbs das jeden Früh ganz ungefragt, und eins habbich da jez draus gelernt: meine Sternzeichen liegen generell diametral völlich auseinander, mit dem Ergebnis, dass die Katastrophe gleich vorprogrammiert ist. Kann die Jungfrau einen Vertrag unterschreiben der ihr das Einkommen sichert, darf der Schütze ums Verrecken keinen unterzeichnen, um nicht völlig übers Ohr gehauen zu werden. So als Beispiel.
Wie gut, dass ich schon aus Erfahrung an Horoskope gar nicht glauben mag.

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by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
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by don papp (10.01.15, 21:18)

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