Freitag, 9. Oktober 2009
Dionysos for absolute Beginners.

Dionysos, der gute Altfränkische Gott Lollus bzw. der römische Bacchus (das Lollus-Fest schraubte man irgendwann ins "Urbans-Tragen" um), ist ein Gott des Weins. Meint man immer so. Dass der Bursche aber eigentlich ein permanent Sterbender und Wiedergeborener ist, ein Reisender zwischen Oben und Unten, der Unterwelt und der Welt der Lebenden, will immer keiner wissen. Aber noch interessanter wirds, wenn man weiss, dass griechische Götter nicht unbedingt Personen sind, sondern dass es sich dabei eigentlich um Prinzipien handelt.

Nun haben Franken, Künstler und Intellektuelle -- wenn sonst auch nicht viel -- doch eins gemein: sie schöppeln für ihr Leben gern. Das im trunkenen Zustand über die Dummheiten, die man so tagtäglich anstellt zu philosophieren, ist eins der humanwissenschaftlichen Lieblingshobbys. Das dionysische Versumpfen und Buddeln in den Hügelgräbern menschlichen Irrwitzes ist der Ausnahmezustand, der einen befähigt, die Tage dazwischen irgendwie nicht suizidal zu werden. Schließlich geht es da immer ums "GG", das "Große Ganze", die großen Zusammenhänge und deren Struktur, Logik, Sinn und manchmal Analyse. Das Ego wird notgedrungen für Tage und Wochen in den Tiefkühler gesteckt, denn die eigene Realität (es gibt nur eine -- die eigene) hat da nichts zu suchen, wenn man das Fazit aus den Zusammenhängen zieht. Was die meisten Menschen ja meist nicht wissen: sich mit Menschen, und wie sie ticken, auseinanderzusetzen, schafft Erkenntnisse, die einem schwer im Magen liegen (auf jeden Norbert Elias eine Depression). Je globaler man denkt, desto eher fällt man dem Irrsinn anheim. Oder einer Sammlung Psychopharmaka. Der Standardwunsch des Denkers beim Psychiater der nach Lobotomie. Sagte mir mal ein Psychiater.
Aber letztlich ist das einzige was hilft: das Gemeinschaftsbesäufnis so einmal die Woche, während man gleichzeitig und gemeinsam in den Uterus der Menschheit kriecht, um die Frage nach der Idiotie zu beantworten. So von Denker zu Denker. Und als solcher wird man geboren, leider.

Allerdings hat das dionysische Date mit VinoVeritas nichts mit Komasaufen zu tun. Beim Komasaufen spielt das Soziale eine Rolle, und der Umstand, dass es um die Menge geht, nicht den kontrollierten Sinn von Rausch. Beim Dionysischen gehts nicht um Kontrollverlust, sondern um das Wühlen in der Unterwelt des eigenen Hirns wie dem Hirn des Großen Ganzen, also der Karmisch-schöpferischen Datenbank, wenn man es etwas spiritueller ausdrücken will (Leute wie ich nennen das Gott). Selbst wenn man mal zuviel erwischt hat.
Das Prinzip Dionysos ist der temporäre Ausstieg in den Ausnahmezustand, den es braucht, um wieder in die Welt schlurfen zu können, ohne sich selbst oder irgendwen sonst zu erschießen. Denn Gemeinschaften funktionieren eben nur, wenn nicht jeder macht was er will, sondern sich an gewisse vordefinierte Regeln des Miteinander hält. Und wenns nur das Ertragen des Wetters ist.

(Und nein, das war kein Aufruf zum Zwangs-Saufen. Man kann auch ohne Alkohol durchaus dionysisch sein, aber das ist eine ganz andere Baustelle :)

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by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

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