Montag, 11. November 2013
Erfolgreiche Leute sind faul.

"Wie macht ihr Mädels das eigentlich... wo nehmt ihr die Kraft her, diese ganzen Projekte zu stemmen, so viel zu unternehmen?!" fragte mich letztes Jahr ein Mann mitten in den Vorbereitungen zur Eröffnung des Hofstift.
Und erzählte mir dann von den tollen Leistungen seiner 19-jährigen Tochter, die seine Exfrau seit 17 Jahren alleine erzieht. Und dass sie ganz Papas Tochter sei.

Ich für meinen Teil gehöre ja nicht unbedingt zu den erfolgreichsten Menschen auf diesem Planeten, schon, weil ich mir gerne einfach eine Nummer zu viel auflade. Einen Freiberuflerjob als Designer, alleinerziehende Mutter, jetzt auch noch ein Haus das 4mal so viel Zeit zum Putzen braucht, drei Buchprojekte in der Schublade, ein arbeitsintensives Comicprojekt auf dem Schreibtisch, ein Nebenjob als Dozentin, das alles klingt nicht unbedingt nach "faul".
Trotzdem bedeutet "faul" nicht, einfach nix zu tun, sondern das, was man tut, ansatzweise effizient zu tun. Also nicht zu versuchen, mit einer stumpfen Axt einen Baum zu fällen. Oder mit einem Plüschpantoffel. In meinem Fall bedeutet "faul", dass ich mich nicht mit den zeitraubenden PR-Vorstellungen anderer Menschen befasse, sondern meinen eigenen, weil das Ziel das Umgehen der üblichen Masche ist: produzieren auf gut Glück, und dann Absagen kassieren.
Das ist ein bisschen wie mit Bewerbungsschreiben auf Jobs, die man nicht will und die man auch gar nicht stemmen kann. Nicht die Masse der "Streuwerbung" bringt den Erfolg, sondern die Lücke.
Und wer faul ist, sucht geradezu nach Lücken, nach Möglichkeiten und Alternativen, ohne jedoch nicht zu vergessen, dass man selbst verantwortlich ist für das, was man da tut -- und dass diese Art Verantwortung einen befreit.

Die andere Art "Faulheit" ist die, tatsächlich nichts zu tun, und möglichst viel Verantwortung anderen Leuten in die Hand zu drücken, damit man sie nicht selbst tragen muss. Das mag mit dem unbewussten Wunsch nach Abhängigkeit zu tun haben oder dem Wohlgefühl das entsteht, wenn man bedient wird.
Die Folgen dieser Art Faulheit sind furchtbar: immer mehr Gesetze werden gefordert und gleichzeit sind sie nie gut genug. Es endet in einem dauernden "habenwollen", der penetrant latenten Forderung doch bitte bekümmert, bespielt, betüddelt, therapiert zu werden. Am Ende sitzt dann die überforderte Hausfrau (gilt auch in hohem Mass für Männer) mit ihrem Pflegefall zu Hause, und weiss nicht einmal, wie man Kontoauszüge druckt oder Überweisungen ausfüllt. Erst in so einer Krise wird dann klar, dass die vermeintliche Freiheit durch Faulheit ein enges Gefängnis ist.

"Wie macht ihr Mädels das eigentlich... wo nehmt ihr die Kraft her, diese ganzen Projekte zu stemmen, so viel zu unternehmen?!" fragte mich letztes Jahr ein Mann mitten in den Vorbereitungen zur Eröffnung des Hofstift.
Und ich dachte dann "Ich hab keine Lust auf Wunder zu warten. Und ich bin definitiv zu faul, einem Kerl wie dir zu erklären, wie die Welt funktioniert. Und dass jemand wie du sich seiner Verantwortung entzieht, um sich dann mit der Arbeit Anderer zu brüsten."

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