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Dienstag, 29. Oktober 2013
Mannis Fest: der Frauen-Comic-Buch-Laden.
ratte
08:53h
Jedesmal, wenn ich den Comic-Dealer meines Vertrauens besuche, komme ich mir vor wie ein Alien (und jedes Mal, wenn ich das CF betrete, um was zu schreiben). Denn die Zeiten sind vorbei, in denen Hermke Eibach mein Gesicht wieder erkannte, die 20jährige, die nicht nur eine Facharbeit über Seripieris "Morbus Gravis" schrieb, sondern ein paar Jahre auch in Ermangelung eines Milionen-Film-Budgets eben einen 76-Seiten starken "Utopischen Comic-Roman" zeichnete und ein Exemplar auf Bitte im Laden hinterlegte. Sehr viel schräger war die Erfahrung in einem Sex-Shop (den es leider nicht mehr gibt), in dem ich regelmäßig mit der Besitzerin die Comic-Ecke durchwühlte (die Dame kannte sich mit den Dingern aus!), die beklagte "Naja, es gibt ja nur diesen Hardcore-Kram, ich empfehle aber dann eher die SM-Bücher, die sind wenigstens anständig gezeichnet und nicht ganz so platt." und sich dann versuchte aus ihrer Häkelarbeit zu entwirren, die den halben Tresen belagerte. Das einzige, was die Sex-Industrie geschnallt hat, ist, dass es vor allem Frauen sind, die Spielzeug kaufen -- und dass es gerne mal sehr bunt daherkommen darf, und keinesfalls "naturgetreu" sein sollte, das empfinden wir Mädels nämlich gern mal als "eklig". Weil eine Nummer ZU realistisch und irgendwie zu sehr "porn". Bei Madame hat Sex offenbar dann doch eine ganze Menge mehr mit dem Kopf zu tun, als mann so annimmt, wenn mann Teil der Industrie ist. Ich wünsche mir einen Comic-Buchladen, in dem es keine Superhelden gibt, keine Fantasy-Rollenspiel-Figürchen, und nebenbei auch noch was anderes als Asterix und Obelix. Ich wünsche mir Comics, wie sie die Mädels in meinen Kursen zeichnen: eine kaltblütig-bekloppte Arielle-Meerfrau, Schafe und Ziegen die Wanderer fressen, Erlkönige, die der Vater des später Toten Kindes sind und eine knallende Affäre mit dem Eheweib des Vaters aus dem Gedicht, Superhelden die Windeln wechseln, rollige Pferde, transmutierende Unterwasserwesen die als Helden über ihre eigenen Füße fallen, und von mir aus auch schwangere Jungfrauen auf dem Weg zum Papstjob auf 400-Euro-Basis. Und selbst der Wälzer "Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens" von Uli Lust finde ich spannender als die "Watchmen". Schon, weils irgendwie meiner eigenen Lebensgeschichte nicht so ganz unähnlich ist. Das Ding ist ein Zeitdokument weiblichen Alltags in den 80ern. Gestern habe ich mich dann daran erinnert, dass ich in Düsseldorf einen Lieblings-Buchladen hatte. Ein wenig zu spät bemerkte ich, dass es sich dabei um einen "Frauen-Buchladen" handelte. Dort bekam ich alles, was mein Hirn sich wünschte: tolle Sachbücher, noch bessere Fachliteratur zu Anthropologie, Soziologie, Philosophie, intelligente Jugendbücher, Romane von Anne Rice (die ich allerdings immer nur verschenkt habe), alles, was das Herz begehrte, und immer ein gutes Gespräch zur Exegese der Literaturforschung. Sowas hätte ich auch gerne in Sachen Comics: anständige Zeichner, gute Stories, ein Bisschen Single-Malt, Schokolade und Hannah Arendt. Oder is das schon wieder zu viel verlangt? ... Comment |
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last updated: 23.02.20, 04:41 Youre not logged in ... Login
das ist das Leben. Es
besteht aus einer Ansammlung von Verlusten, mit denen man...
by ratte (28.03.18, 06:25)
Interessant. Nun sitz ich da
mit meinem frisch und ungewaschenen Hals, und wundere mich über...
by ratte (22.03.18, 07:28)
denken ist nicht degoutant lies
das wintermärchen doch einfach mal da wirst du vieles von...
by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)
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