Mittwoch, 4. Juli 2012
Rechts-Form

Nachdem heute kein Mensch mehr unter dem moralischen Druck steht heiraten zu müssen um eine Beziehung zu führen, kann man mal definieren: die EHE ist eine RECHTSform, die einen Schutzraum bietet für Männer und Frauen, vor allem aber deren Nachwuchs, sollten sie welchen haben.
Der alleinerziehenden Mutter fehlt dieser Schutzraum, und fehlt dieser der Mutter, fehlt er notgedrungenerweise auch dem Kind.
Verheiratete Mütter haben einen Anspruch auf Unterhalt, Schutz und Rückendeckung, was das eigene Überleben angeht, mit ein Grund, warum den Kindern von Alleinerziehenden so ziemlich alles fehlt: die Mutter, weil die zum Arbeiten gehen muss, meist in einem beschissen bezahlten Helferjob zu den unöglichsten Zeiten, das nötige Kleingeld für Klamotten oder Urlaube, zudem der permanent anwesende Vater.

Nun kann man zudem auch mal fragen, warum Mütter ihre Kinder alleine erziehen: Männer, die mit anderen Frauen verheiratet sind (und wir wissen ja, dass die Männer für solche "Ausrutscher" nicht verantwortlich sind) und bleiben wollen, Männer, die kein Interesse an der Beziehung zur Frau oder Frau UND Kind haben und Unterhalt nur zahlen, wenn man sie mit Gewalt zwingt. Männer, die sich noch nicht "reif" genug fühlen für die Verantwortung eben, und sich lieber aus dem Staub machen. Wozu die ganze Kuh kaufen, wenn man nur ein Glas Milch trinken will.
Entgegen landläufiger Meinung kenne ich persönlich keine einzige Frau, die freiwillig ein Kind ohne Mann aufgezogen hat, mich eingeschlossen. Den üblichen Statistiken zufolge steigt nicht nur allein durch das Aufziehen von Kinderndas sog. "Armutsrisiko", für eine Alleinerziehende ist diese Armut selten unumgänglich.
So aus eigener Erfahrung weiss ich, dass man selbst mit einem hochqualifizierten Berufsabschluss auf dem sog. 1.Arbeitsmarkt keine Chance auf Teilhabe an bezahlter Arbeit hat. Arbeit ja, Geld nein. Und dank der Hartz-IV-Reform versucht man nun mit allen möglichen Mitteln diese unvermittelbaren Frauen in diesen Markt zu schieben, die dort noch nie gern gesehen waren, denn: diese Damen lassen sich nur begrenzt ausbeuten. Diese Damen bestehen auf feste Arbeitszeiten und bleiben, wenn das Kind es braucht, schlicht zu Hause. Kostenlose Überstunden und Urlaubsverzicht sind somit erst mal gestrichen. Für den Arbeitgeber, versteht sich.
Ergo: fehlendes Einkommen.

Weiter: Als zwangsweise Alleinerziehende hatte man früher wenigstens den Staat, der einen juristisch vor dem Zugriff eines Vaters schützte, der statt der Kuh eben nur die Milch haben wollte -- und sich daraufhin heulend in die Ecke stellte, weil er neben der Milch nicht auch noch das Kalb für sich alleine haben durfte. Der Preis der Mutter, sich dummerweise mit einem solchen Mann eigelassen zu haben, war hoch genug, der Staat wusste das.
Zum Vergleich: unverheiratete Paare, in denen ein Mann sich zu Kuh und Kalb bekennt, teilen schon aus praktischen Gründen das Leben wie Sorgerecht oder heiraten dann eben irgendwann. Allein die Alltagspraxis schützt diese Familien, weil sie sich selbst zu schützen wissen.
Nun ist es aber in der Tat so, dass eine Frau, die in Zukunft von einem Mann in die Ecke gestellt wird, wenn sie ein Kind von ihm erwartet, den staatlichen Schutz des alleinigen Sorgerechts verliert. Man propagiert "auch Männer haben ein Recht auf ihr Kind" (und vergessen zu sagen: ein RECHT kann jemand nur haben, wenn er seiner PFLICHT nachkommt, denn kommt er dieser Pflicht nach, bekommt er auch das Recht), vorzugsweise aus der Neoliberalen Herrscherklasse vorgetragen.
Als Mutter kann man freilich künftig auch Einspruch erheben -- wenn der Vater zB. Alkoholiker ist -- aber ist der Charakterzug "Arschloch" massgeblich für den Erfolg eines solchen Einspruchs? Eher nicht. Und wie schaut das Ganze aus, wenn der Vater dieses Kindes noch verheiratet ist?

In einem Land, in dem Mütter sowieso ohne Eheschein keine Rechte haben, wird nun also das "Kindeswohl" vorgeschoben, und das Problem damit verortet: das Problem sind nicht die unwilligen Mütter, sondern männliche Arschlöcher, die weder ein Problem haben an gut bezahlte Arbeit zu kommen noch sich von Vermietern gängeln lassen müssen.
Es geht hier nicht um das Wohl des Kindes, sondern um einen "Besitzanspruch". Das Kind hat sich gefälligst da versorgen zu lassen, wo das Geld sitzt, ein Rückfall ins braune Mittelalter also, in eine Zeit, in der zwar erkannt hatte, dass eine Frau für alles Übel der Welt verantwortlich ist, in der Pflicht stand dafür auch ordentlich zu bluten, aber weder ein Menschen- geschweige denn ein Menschenrecht besass. Es geht darum, dass Männer Macht ausüben dürfen, wo sie ansonsten Ihren moralischen Pflichten nicht weiter nachkommen müssen.

Die Verlierer dieses Spiels sind nicht nur beziehungsfähige Männer, sondern vor allem die Kinder, denn das Gesetz schützt sie in Zukunft nicht mehr vor den weinerlichen Besitzansprüchen derer, denen man das eigene Produkt geklaut hat.
Wer zahlt, hat also automatisch das Recht auf Macht, nichts anderes. Somit ist die neue Gesetzesregelung zum Sorgerecht unverheirateter Väter eine Privatisierung von neoliberalem Machtanspruch.

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das wintermärchen doch einfach mal da wirst du vieles von...
by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

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