Dienstag, 27. September 2011
Frau Ratte ist SAUER.

Seit Jahren hat Frau Ratte eine ganze Sammlung von gesundheitlichen Problemen, wobei sie selbst nicht weiß, ob einfach nur das Leben selbst dran schuld ist, ein angeborener oder angezüchteter Dachschaden, oder ob tatsächlich was nicht stimmt.
Seit Jahren rennt Frau Ratte also mit allen möglichen furchtbaren Dingen zum Arzt, und macht jetzt die Erfahrung: wenns nicht grad ein Schnupfen ist, rennt man Pontius zu Pilatus, und alle zucken nur mit den Achseln. Naja, kann psychosomatisch sein. Naja, kann der Rücken sein. Kann eine Allergie sein. Kann schon sein. Haben Sie denn Ihr Sozialleben im Griff? Nein? naja, dann kann man wohl nichts machen.
Frau Ratte fällt nach wie vor alle 3 bis 4 Wochen einfach um. Plumms.

Frau Ratte hat EKGs und MRTs über sich ergehen lassen, diverse Ultraschall- und Röntgen-Untersuchungen, hat literweise Blut und Urin abgegeben, sich x-mal auf die Waage stellen Temperatur messen, hat sich Strom durch den Körper jagen lassen und sich geweigert Schmerzmittel gegen Fieber und Inkontinenz zu nehmen. Sogar einen Zahn hat sie sich ziehen lassen, und beim Therapeuten hat sie sich vorgestellt, denn das ist ja alles nur psychosomatisch.
Glaubt man dem Urologen, hat Frau Ratte Malaria.
Glaubt man der Neurochirurgin, hat Frau Ratte irgend eine komische entzündliche Vergiftung.
Glaubt man den 30 anderen Ärzten, ist Frau Ratte einfach nur hypochondrisch, denn: Frau Ratte muss überfordert sein, weil sie ohne Männer Kinder erzieht und keinen Sesselfurzerjob hat.

Um sich selbst zu helfen, diskutiert Frau Ratte mit einer Krankheit, die keinen Namen hat, und hilft sich mit Zwiebelsud und anderen fies schmeckenden Aufgüssen, meditiert sich das Fieber aus dem Kopf und ignoriert wenigstens Schmerzen und Erschöpfung. Und so ein Stock ist ja auch cool, ohne den es auch hin und wieder nicht mehr geht. Die Kindergartentasche als medizinisches Waffenarsenal, das Kind darauf trainiert was zu tun ist, falls Mama beim Umfallen die nächstbeste Wand nicht erwischt.
Das hilft. Tatsächlich. Das, und langsam weichende Unterforderung im Hirn. Was nichts daran ändert, dass es da eine Behörde gibt, das unbedingt eine Diagnose haben will, weil sie Frau Ratte unheimlich gern als Küchenhilfe oder Erntehelfer an den Anus Mundi schicken will, sogar wenn man da noch weniger verdient als Frau Ratte jetzt an Honoraren einstreicht. Hauptsache "Erster Arbeitsmarkt", weil alles andere "assozial" ist. Frau Ratte kann nämlich nach der Krankenkassenreform die 350 Euro Versicherungssumme jeden Monat nicht immer so wirklich aufbringen, muss sie aber, weil das Nichtkönnen zu Nichtversichertsein führt, was strafbar ist.

Alles schön und gut.
Frau Ratte wird lernen, sich selbst Blut abzunehmen und ins Labor zu schicken, denn der neueste Clou ist jetzt die Selbstdiagnose:
"Das hab ich jetzt nicht im Kopf, gucken Sie doch mal im Internet nach, vergleichen Sie die Symptome, und wenn da irgendwas passt, dann schreib ich Ihnen eine Überweisung für ne Darmspiegelung."
Vermutlich Medizinerdeutsch "fürn Arsch".

Frau Ratte ist also endlich mal echt sauer.

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bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

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