Mittwoch, 8. Juni 2011
Besitz des Glaubens.

"Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin."
So in etwa lautete ein Spruch, der in den 80ern. Heute wissen wir: Sprüche verändern die Welt nicht, aber Sprüche machen einem ein schlechtes Gewissen, wenn man entscheiden muss, wie man handelt. Immerhin.

Stell dir also vor, jeder könnte Sex haben, aber keiner tut es.

In einer Anthologie las ich neulich einen interessanten Satz über die Entstehung des sexuellen Tabuisierung: die (männliche) Religion ziele vor allem darauf ab, Sexualität unter Kontrolle zu bringen, im besten Fall zu ritualisieren (wie im Schabbes), vor allem aber zu kontrollieren (Ehe-Gelübde) und im schlimmsten Fall das böse böse Weib unter Kontrolle zu bekommen, indem man das Weib verstümmele und verschleiere. Denn in einer männlichen Religion, so meine Schlussfolgerung, schafft sich die weibliche Seite Gottes wie der Menschheit notgedrungen ihre Subkultur, da sie ja von vorne herein in der Religion nichts zu suchen hat -- trotz allem notgedrungen aber existiert.
Nun, es gibt Gründe, warum Menschen Regeln haben. Die meisten haben ursächlich damit zu tun, dass sich Menschen nicht willkürlich gegenseitig die Köpfe einschlagen. Doch wer stellt die Frage danach, weswegen Menschen sich potenziell die Köpfe einschlagen -- ausser den Profilern und Kriminalisten, die das längst wissen? Es geht dabei immer um Macht, Habgier, Besitz, Lust, Sex, verletzten Stolz. Was schon mal auch die die Sexualität betrifft, denn solange die Frau oder der Mann zum "Besitz" gehört, rauscht die Gewaltanwendung auch in diese Richtung.

Um also Sex zu haben, müsste man erstmal die (männliche) Religion abschaffen?

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Vom Frieden unter den Altären

Nein!
Gott/Göttin und Sexualität vertragen sich nicht an einem Ort, es sei denn als hoheitlich verordneter Coitus, bei dem immer das regierende Geschlecht die Oberhand hat, während das andere unter(/n-)liegt.
Wir Menschen des 21. Jahrhunderts haben Gottseidank gemerkt, dass sie der Religion die Macht erst einmal überlassen müssen, die sie anschließend über die Menschen haben soll. Will heißen: wir wissen uns nicht mehr auf Religion angewiesen, um unser Leben zu leben. Wir haben die Chance, einander auch so zu lieben oder zu hassen, als Mensch anzuerkennen oder es bleiben zu lassen ... und eben Sexualität zu leben. Was uns allerdings nicht davon befreit, ebendies alles nun trotzdem weiterhin auch zu t u n: lieben, hassen, anerkennen.
Nun gehöre ich zu der Sorte altmodisch gepolter Leute, die Sex als eine Form von Sympathiebekundung für ihren Gespielen verstehen und praktizieren; was dem Praktizieren gewisse Schranken weist, die durchaus mit Lust zu tun haben: ich mag niemandes Haut riechen, den ich auch sonst nicht riechen mag usw. Damit ist die Frage nach der gemeinsamen Tischwäsche noch weder gestellt noch beantwortet!
Wer Sex haben will, muss also nicht die Götter abschaffen, sondern das Herr-/Herringött(-innen)chen in sich: den Machtinstinkt, der sich am Kosmos vergreift und Obenliegen mit Unterwerfen verwechselt.
Man darf das Habermas wohl kaum sagen, aber wenn es einen machtfreien Diskurs geben kann, dann den zwischen Vagina und Penis; insofern allerdings nur, als friedlich lieblich ist, was dranhängt.

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