Donnerstag, 21. Januar 2010
In Love with Scott McCloud.

Man bat mich also, ein Seminar übers Comiczeichnen abzuhalten. Abgesehen, dass sowas runtergeht wie Öl (und kein Mensch weiss, ob es genug Teilnehmer geben wird sodass der Kurs überhaupt stattfindet), schält es ein uraltes Phänomen der Comiczeichnerei frei: fehlende Literatur.
Als ich noch jung und Schlafentzug durch Überarbeitung für eine lustige Droge hielt, und in diesem Zustand seufzend über meinen Texter geflucht habe (Verbal-Polit-Erotik von einem Texter, der sich für Dirty Harry hält ist ziemlich blöd in Panels zu packen), gab es da nur ein einziges Buch: "Comics richtig lesen" von McCloud. Mittlerweile ist auch der Klassiker von Will Eisner übersetzt worden. Aber forscht man weiter, findet man wieder nur: McCloud. Mit zwei anderen Werken, das jüngste nennt sich "Comics machen". Und ist uneingeschränkt empfehlenswert.

Was wieder deutlich wird: als Comiczeichner muss man entweder Masochist oder bekloppt sein (offenbar hab ich von beidem was). Comics zu machen ähnelt der Zwangsneurose, Geschichten zeichnen zu MÜSSEN. Die Zeichnerei ist nicht nur komplex (die meisten stellen sich da schnell hingeworfene Meisterwerke vor, und wissen nicht, dass es wirklich harte, manchmal zermürbende Arbeit ist), sie kettet einen auch noch für lange Zeit am Zeichentisch fest, und "bricht einem das Herz", wie es der Peanut-Erfinder Charles Schulz einst sagte.
Didaktisch relevante Literatur gibt es überhaupt keine. Nicht einmal in anderen Sprachen, wenn ich McCloud Glauben schenken will, und ich weiss aus eigener Erfahrung, was Gestaltungs-Professoren und andere gebildete Menschen vom Comic an sich denken. Dass es sich dabei im Prinzip um die Urform der non-verbalen Kulturdokumentation handelt, die sich den Mitteln der Kunst, des Films, der Illustration und der Literatur gleichermaßen bedient (und ergo beherrschen muss, incl. deren Technik in Aufbau, Struktur, Spannungsbogen, Dialektik und Grammatik), steht dem entgegen. McCloud dokumentiert Prinzipien, die visuelle Erzähltechnik entfusselt, und hilft mir nun gleichfalls, mein didaktisches Konzept zusammenzustöppseln und zu vervollkommnen.
Denn wenn ich was weiss, dann, dass sich Comiczeichnen nicht aus dem Buch lernen lässt, das muss man TUN. Ich hätte mir wenigstens ein BISSCHEN Anleitung gewünscht. Warum eine Sequenz zu unübersichtlich ist. Oder zu dicht. Und wie man Texte gescheit kürzt. Was aber die für mich relevante Quintessenz des frisch ausgelesenen Buches ist, steht erst auf der letzten Seite in den Anmerkungen:

1. Lerne von Jedem.
2. Folge niemandem.
3. Versuche, die Struktur zu erkennen.
4. Arbeite wie besessen.

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last updated: 23.02.20, 04:41
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by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
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bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

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