Montag, 26. Mai 2014
Gelübde.

Manchmal denke ich, das ich einen gewaltigen Batscher habe. Nicht wegen weil der Paranoia wegen mit dem Mund staubsaugende Krabbelkinder oder sich selbst vermehrende Agendapunkten (das machen die wirklich!!!). Sondern weil ich unfähig bin, gewisse Dinge im Leben nicht zu analysieren, zu abstrahieren, und dann wieder gleich eine sozio-philosophische Grundsatzdiskussion in Thesenpapiere einzutackern, dass es nur so kracht.
Mei-Ne-Gü-Te.

So habe ich neulich eine Merkwürdigkeit entdeckt.
Dass Menschen, die viel Geld haben, generell nicht über Geld sprechen, is ja eigentlich kein Geheimnis. Leute mit Geld meinen immer: entweder hat man es, oder man hat es eben nicht, und nur Idioten die keines haben und sich einen Kopf machen über dieses Thema, darüber womöglich auch noch offen sprechen, gehören eben nicht "zum Club". Im Geld-Club ist es peinlich, über Geld zu sprechen. Keine Ahnung wieso, es gehört zu den ungeschriebenen Gesetzen, und wer sich nicht dran hält, fliegt automatisch raus.
Dass es aber auch in anderen "Süstemen" so abläuft, fand ich dann doch interessant: Hausfrauen reden niemals darüber, wie hoch der Aufwand beim Putzen ist z.B., Mütter niemals wirklich über Pädagogik, Lehrer nicht über Bildung und Politiker nicht über Macht. Also zumindest nicht, wenn es sie selbst betrifft.
Tabu also.

"Tabu" ist eigentlich etwas, das gemieden wird aus ganz bestimmten Gründen. Manchmal wird das Tabu durch Religion erklärt, durch Geister, schaut man tiefgründiger geht es dabei immer um Gleichgewicht und Ordnung. So kann ein Stück Wald eine Tabuzone sein, damit nur bestimmte Menschen in aller Ruhe bestimmte Dinge dort tun können, oder aber um zu verhindern, dass man dort jagt oder rodet, einem Naturschutzgebiet ähnlich. Ein Tabu kann heilig sein oder gefährlich, und meist wird es so lange geschützt, bis man vergessen hat, warum man es überhaupt eingeführt hat.
Warum aber das persönliche Tabu in der Zone der eigenen Expertentätigkeit? Könnte es sein, dass man so seine Erfolgsgeheimnisse schützt? Oder dass es einem vielleicht irgendwie peinlich ist? Oder dass man instinktiv weiss, dass das alleinige Kommunizieren über die eigene Spezialtätigkeit einen selbst in seinem eigenen, geglaubten Kosmos hinterfragt und dadurch umstürzt? Droht hier die Gefahr der Rechtfertigung, weil da irgendwas nicht ganz koscher ist?

Freiberufler meiner Art zum Beispiel sprechen nie oder selten um die Winkelzüge, die hin und wieder in der Aquise stattfinden: die Abwerbung nämlich. Niemand gibt freiwillig zu, dass man einem Kollegen den Kunden abspenstig gemacht hat, dass man von ihm abkupfert, dass man sich neue Kontakte aufbaut über jemandes Kopf hinweg. Selbst wenn es noch so offensichtlich ist und durchaus gängige Praxis: darüber spricht man nicht. Es ist tabu. In unseren Breitengraden ist Ideendiebstahl ein Tabu, solange man unter sich ist. Es ist kein Tabu bei Leuten, die nicht aus der kreativen Branche kommen, hier sind die Leute unglaublich stolz auf ihre geklauten Songs, Filme und Bilder, weil es den Status erhöht, eine Ware erjagt zu haben ohne dafür bezahlen zu müssen. Und für die Chinesen ist es sogar eine ehrenvolle Aufgabe, weil man nur kopiert, was gut ist, und das Original so ehrt.

Merkürdig. Als gelte es da etwas zu verschleiern wie eine heilige Braut.

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by don papp (10.01.15, 21:18)

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