Sonntag, 20. April 2014
antagone Protagonie.

Die Esoterik sieht die Gestalt des Engels gerne als "gute Kraft", kann ja auch nicht anders sein, da Gott ja ein lieber Kerl ist.
Glücklicherweise sind Gechichtenschreiber da etwas kritischer, auch was die Dämonen betrifft. Engel eignen sich nicht besonders als Protagonisten, denn wer den Burschen je über den Weg gelaufen ist, weiss, dass sie sich in Einem nicht von den Dämonen unterscheiden: sie haben keinen freien Willen, sie urteilen und handeln nicht gut oder böse, aber im Gegensatz zu den Dämonen sind sie beschissen zu verstehen. Die Sprache der Dämonen ist klar und deutlich, wenn auch immer nur dem eigenen Zweck dienlich, die Sprache der Engel hingegen ist derart schwammig, dass man einen Thesaurus braucht, der schon sehr umfangreich sein muss.
Mit Sätzen wie "trinke den gelben Saft" oder "die Wurzel liegt im kalten Wasser" hat man keine Chance, ein solches Wesen zum Protagonisten einer Geschichte zu machen, und begegnet man ihnen leibhaftig, könnte man genauso einem Alien begegnen, der keine menschliche Sprache und keine erkennbare Motivation hat.
Mich wundert es also nicht, dass Esoteriker wie andere Gottgläubige Menschen Filme und Serien nicht für beachtenswert halten, in denen gerade die Engel nicht gut weggkommen, angefangen bei "God´s Army" über "Constantine" bis hin zu "Babylon 5" oder "Andromeda". Das einzig positive an Engeln ist, dass sie tatsächlich nicht lügen, im Gegensatz zu Dämonen.

Interessant ist, dass das Thema der Engel auch von Chef-Hirte "Pater Anselm" aus Münsterschwarzach höchstpersönlich bestsellerartig verbreitet wird, der nachweislich mit Engeln weder was am Hut, noch je einen zu Gesicht bekommen hat. Anselm schreibt seine Bestseller, um Geld zu verdienen für sein Kloster. Das mag eine hehre Absicht sein in Zeiten, in denen Klöster immer größere Probleme haben zu überleben, weil ihnen die Gelder fehlen. Schließlich darf heute jeder "dahergelaufene" Mensch in eine Klostergemeinschaft eintreten, nicht nur der Adelsstand, der dann meist ordentlich Gut und Mittel mitbrachte. Und auch wenn noch heutezutage das eigene Familienerbe dem Kloster übergeben werden muss, die Masse an Neuzugängen bleibt übersichtlich.
Auch Drehbuchautoren schreiben, um Geld zu verdienen, allerdings ist ihre Motivation wohl eine Andere, weil sie mit Figuren und Gedanken, mit Prozessen und Ideen einfach nur spielen. Die Frage des "was wäre wenn" steht hier eindeutig im Vordergrund, und dann kommt meist die Frage: "ist das interessant?".
Eso-Schreiber interessiert das "was wäre wenn" genau so wenig wie das "ist das interessant?", es geht dabei einzig und allein um die Kasse: ist es ein Thema, das die Leute kaufen?

Engel eignen sich nicht als Protagonist einer Geschichte, was nicht logisch ist, weil sich Dämonen wunderbar als Antagonist eignen. Engel spielen Nebenrollen, sie sind die besseren "Trickser", das "Über-Ich" oder der "Sidekick", besetzen also bessere Nebenrollen, wenn sie nicht wie in "Constantine" oder "God´s Army" gleich den Antagonisten besetzen. Was in ihrer Natur liegt, nicht an ihrer esoterisch zugewiesenen Rolle.
Noch besser erkennt man diese merkwürdige Eigenschaft des Engels, wenn man erkennt, dass sie, so wie sie sind, in Form von Aliens adaptiert werden. Jede Form von Alien spiegelt Engel oder Dämon, weil beide die Eigenschaft geheimnisvoller überirdischer Macht besitzen, gegen die der kleine machtvolle Mensch vorgehen muss um zu überleben oder ihr folgen muss, um zu überleben.
Tauchen Engel in der SF als Flügelwesen auf (z.B. "Barbarella" oder "X-Men"), spielen sie auch hier keine heldenhafte Hauptrolle, sondern die Nebenrolle des Zerrissenen oder Gequälten, symbolisch stützen sie also vor allem die Gemeinheiten des Lebens oder der dämonischen Diktatoren, weil sie diese Dinge sehr sichtbar werden lassen können -- durch den Umstand, dass wir sie per se als unschuldig und heilig wahrnehmen.
Und in der Tat: beides sind sie. Selbst die Rolle Gabriels in "God´s Army" und "Constantine" erhält ihre rächenden, grausamen Züge durch miese Behandlung durch Gott oder sein Verschwinden. Oder wie in "Dogma" die Zerreissprobe, die durch das Eingreifen des Menschen in göttliche Angelegenheiten erst so richtig eskaliert.
So, wie der Dämon "stets das Böse will, und damit stehts das Gute schafft" wie es in Goethe´s Faust heisst, ist es die Eigenschaft des Engels, der Gutes schaffen soll, und damit ungute Ergebnisse verzapft. Dafür kann der Engel nix, er handelt auf Befehl von oben und immer entlang seiner Natur. Ungute Ergebnisse sind aber nix für Protagonisten, und will man es dann doch versuchen als Autor, muss man sich schon kräftig was einfallen lassen. Mindestens einen "Universal-Übersetzer", weil der geneigte Leser ja auch verstehen muss, was dieser Engel-Protagonist da redet.

Interessanter ist eher die Frage, warum das, was Gutes schaffen soll, dieses einfach nicht tut -- und umgekehrt. Hier kommt dann der Mensch ins Spiel, denn der Mensch ist gebunden an Raum und Zeit, und alles was er tut hat eben so seine Auswirkungen.
Aber das ist dann ein anderes, eigenes Thema.

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by don papp (10.01.15, 21:18)

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