Sonntag, 6. April 2014
Antagoniden.

Die Meisten Geschichtenerzähler kennen sie, Theologen nicht weniger. Aus der Esoterik sind sie genauso bekannt wie aus den Mythen und Religionen: Dämonen.
Tolles Thema, über das man sich unglaublich lange und intensiv streiten und/oder austauschen kann. Aber: was zur Hölle ist das, ein Dämon?

Nun, genau gesagt stammt das Wort meines Wissens nach aus dem Altgriechischen: ein "Daimon" ist ein Geist, ein unsichtbares Wesen, speziell eines, das handelt. Sowas ähnliches wie ein Poltergeist sozusagen. Nichts wird hierzu gesagt, welcher Motivation dieser Daimon unterliegt, nicht, bis Monotheisten sich dem Thema annahmen, und definierten: die Absichten eines Dämons sind böse. Die Guten Daimons nannten sie dann Engel.
Nun, wenn man mal einem Dämonen begegnet ist, weiss man, dass diese Individuen in der Tat keine besonders nette Zeitgenossen sind. Sie setzen sich ans Bett unglücklicher Menschen, fressen sich in ihr zweifelndes Herz, und erzählen einem, was man zu tun und zu lassen hat, um sich aus seinem Elend herauszuwürgen.
Es gibt über die Ursache von Dämonen diverse Erklärungsversuche: die Einen meinen, dass es sich um die dunkle Seite der menschlichen Seele und/oder Psyche handelt, die Anderen sagen, sie seien tatsächliche Wesen, die ausserhalb unseres Geistes, unseres Körpers, unserer Existenz eine gewisse Autonomie haben. Vorausgesetzt man akzeptiert die Existenz von Dämonen überhaupt. Im richtigen Leben oder im Glauben oder als Teil einer erfundenen Story. Man stelle sich einen Filmklassiker wie den "Exorzisten" ohne Dämonen vor. Aber wem das zu spirituell daherkommt, kann sich ja mit Vampieren oder Zombies beschäftigen. Oder Psychopaten. Alles, was man halt braucht, um eine Schauergeschichte zu erzählen.

Nun, ich gehe mal davon aus, dass Dämonen nicht nur existieren, sondern dass sie eine ganz spezielle Aufgabe haben, eine sehr spezielle Charakteristik, etwas, was man vielleicht eher aus Erfahrung wissen muss oder durch intensives Nachbrüten und Recherchieren. Der Job eines Dämonen besteht nur sehr oberflächlich aus "Verführung" jeglicher Art. Ein Dämon erzählt einem, was er denkt, dass sein Opfer es hören will: "die Anderen sind schuld" wenn man selbst unheimlichen Mist gebaut hat und dies nicht sehen möchte oder "Du bist schuld", wenn man es definitiv nicht ist, aber unheimlich prima gelernt hat, sich selbst für alles verantwortlich zu machen. Niemand kann ja so wirklich wissen was "wahr" ist, aber ich habe mir angewöhnt, jedem Individuum, nicht nur Unsichtbaren, fürchterlich auf die Finger zu gucken, sobald mir einer sagt, was ich "eigentlich im tiefsten Inneren brauche". Ich höre den Burschen also erstmal zu, will wissen was sie eigentlich wollen, und wenn ich das dann weiss, schau ich mal, ob SIE zuhören. Nur: Dämonen hören nicht zu, weil sie ganz andere Ziele verfolgen. Und das macht sie für mich nicht "böse", sondern ich erkenne sie an als das große Fragezeichen für mich selbst: Bist du das? Willst du das? Das, was der einem da auf den Teller legt und meint, er würde mir damit einen Gefallen tun?

Dieses vermeintliche "Auskundschaften" irgendwelcher Dinge, wie es Dämonen so eben tun, in den egoistischsten unserer Leidenschaften, hilft nicht nur mir persönlich ein klareres Bild meiner eigenen Morphologie zu erkennen (Menschen verändern sich ja hin und wieder, bzw. ihre Wahrnehmung verändert sich), ich kann sie so auch als wunderbare Antagnoisten in Geschichten verwerten. Es gibt nix blöderes als einen Charaker, der nicht so wirklich homogen und rund ist. Selbst Ambivalenzen lassen sich durch eine gewisse Logik tatsächlich erklären, und sie bestimmen letzten Endes das Handeln und die Worte dieser Charaktere.

Dämonen, das darf man trotz aller Beschäftigung mit ihnen nicht vergessen, sind in der Tat nicht wirklich "böse", genausowenig wie Engel wirklich lieb sind. Sie erfüllen ihren Zweck. Aber sie sind verlorene Wesen, heimatlos, hoffnungslos, gefangen im Glauben an die eigene Allmacht. Engel wie Dämonen zweifeln nicht, der Zweifel ist eine rein menschliche Schwäche. Und da sie beide über keinerlei Emotionen verfügen (dazu bräuchten sie Körper mit der entsprechenden Hirnchemie und den entsprechenden sensorischen Systemen), wissen sie nichts über falsch oder korrekt. Nichts über Gut und Böse.
Und ich könnte ein ganzes Buch füllen mit diesen Dingen. Eben weil sie viele verschiedene Seiten wie Saiten haben.

Kann man Dämonen in den "Griff" kriegen? Nein, denn sie haben sich selbst nicht im Griff, und wissen, wie bereits erwähnt, nichts von richtig oder falsch. Man kann einen Dämonen nicht "missionieren" oder ähnliches. Aber man kann ihn dahin zurückschicken, wo er herkommt.
Zurück in die "Hölle", den Ort, an dem es keine wirklichen Gefühle gibt, keine Temperatur, keinen Raum und keine Zeit, keine Schatten und kein Licht, keine Dunkelheit aber auch keine Klarheit. Denn da kommen sie her, die Dämonen, aus einer Welt ohne Beziehung zu irgend etwas.
Kann man dieses "Nichts" erahnen, kann man vielleicht ahnen, warum sie sich an uns Menschen klammern wie die Zecken an das nächstbeste Bein, und mit Borrheliose um sich spritzen und dies als "Zuneigung" glauben.

Und ja, manchmal haben sie Beine und Facebook-Accounts.

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das wintermärchen doch einfach mal da wirst du vieles von...
by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

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