Mittwoch, 23. Oktober 2013
Kulturkampf.

Manchmal kommt mir mein Hirn etwas nebulös vor, vor allem beim Thema "auf Kulturkampf gebürstet sein". Bin ich das? Bin ich. Wenn ich nicht grad die Nase wieder gestrichen voll hab von Viren, Wasserrohren, Müllbergen, Dreckwäsche und dem Durcheinander, das hin und wieder derart penetrant nicht verschwinden will, dass ich es gern mal auf Standby packen würde.

Ich frage mich, was die Würzburger machen, dass sie ihre Literaturveranstaltungen nicht voll kriegen, wenn nicht ein Privatveranstalter dahinter sitzt. Alle städtischen oder halb-städtischen Institutionen beklagen den Zulauf zu Vorträgen und Lesungen. Was mich auf der anderen Seite auch nicht wundert, denn schließlich verraten sie niemandem dass da was stattfindet, nein, man muss es SUCHEN. Und zweitens in einem Rahmen, der einen eher an Kaffeekranz im Pfarrheim erinnert, nicht an die hohe Kunst des Wortes.
Denke ich daran, dass mir vor der letzten Hofstift-Aktion (kein Event) gerade jene so brühwarm ans Herz gelegt wurden, die das "Management" und die "PR" für solche Veranstaltungen zu verantworten haben, bin ich heilfroh, trotz allem mein eigenes Ding durchgezogen zu haben. Is ja nich so, dass ich nich wüsste, wie man ein Event unter die Leute bringt. Das wichtigste dabei ist, dass es ein EVENT ist, nicht ein gemütliches Kekseknabbern mit Autor als Beiwerk, und dann nennen wir es "Literatur-Herbst". Wobei ich die Autoren, Maler und Bildhauer verstehen kann: das kostet einen Zeit, Geld und Nerven, aber mehr Bücher, Bilder und Skulpturen verkauft man deswegen leider auch nicht.
Jedes anständige Pfarrheim kriegt das besser hin, denn die haben BÜHNEN, PLATZ und ein gutes PUBLIKUM. Mit knautschigem Gedärm denke ich an das X-te Konzert meiner katholischen Heimatgemeinde von Willy Michl, der dort oft abseits eines Konzertveranstalters hier vor ausverkauftem, brodelndem Haus stand und seine Gitarre schrubbte, als gäbs kein morgen. Auch das hatte mal irgendwann ein Ende, aber freilich, schee wars trotzdem mit dem Indiana von der Isar. Alles hat so seine Zeit, sagt man.

Und freilich, mit einer gewissen Neugier las ich in Wladimir Kaminer´s "Deutschlandreise", was geschieht, wenn man als Autor quer durch die Pampa unterwegs ist, und sich von Stadtbücherei zu VHS durchschlägt, dass man sich manchmal schon vorkommt wie ausgesetzt, irgendwo, weil man sich kaum noch merken kann, wo man eigentlich ist.
Wenn dann des Autoren Highlight ein Dorf mit Schnappsbrennerei ist, sollte man da was draus lernen können als Veranstalter.
Ich habs ja auch. A.Z. fiel mir in jeder der gefühlt 3000 Vernissagen irgendwann verzweifelt um den Hals und jammerte "Frau Truchseß, ich kann keine Künstler mehr sehen und keine Politiker und ich will jetzt ein BIER!!! Hilf mir!".

Die Kunst braucht nicht Hilfe und Unterstützung. Die Kunst braucht ein anständiges Bier, nicht Profi-Veranstalter, die es dann vergurken, denn vergurken kann ich als Künstler das selber ganz gut. Und das ist es, was ich unter "Kultur-Kampf" verstehe.

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by ratte (22.03.18, 07:28)
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das wintermärchen doch einfach mal da wirst du vieles von...
by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

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