Donnerstag, 29. August 2013
Dicht jetzt.

Wer jetzt den letzten Text ansatzweise verdaut hat, bekommt vielleicht einen sanften Eindruck wie schwer es eigentlich ist, das "richtige" zu zeichnen oder in Storys zu packen. Das "richtige" gibts nämlich eigentlich nicht, weil das für jedes einzelne Individuum anders aussieht.
Sollen Storys heilsam sein, ist das immer eine relative Sache. Man erkennt die heilsamen Storys meist daran, dass sie einen SELBST ein Stück weit in Ordnung bringen, weil etwas erzählt wird, was man auf dem Herzen liegen hat. Jede Story ist aber immer eine Frage der eigenen Haltung, der eigenen Erkenntnis, blöd gesagt der eigenen inneren und äußeren Gesundheit.

Ich persönlich bin kein Freund von "Marktvorgaben", sondern der ganz festen Ansicht, dass nur, wenn wir selbst unser Bestes geben, tatsächlich NEUES schaffen können, und damit unserer ganzen Kultur überhaupt eine Perspektive. Daher auch kein Freund von Konzepten, die ausschließlich "am Markt" entlang produziert werden. Auch wenn ich die Liebhaber dieser "Marktprofile" durchaus verstehe und um Nachsicht bitten muss für all jene, die eben doch lieber einen Nora-Roberts-Roman lesen als einen von Umberto Eco, oder die eben lieber einen anständigen Superhelden-Comic bevorzugen, anstatt sich auf belgischen Psychohorror zu stürzen.
Aber ich habe zu viel gelernt über das Schreiben an sich, als dass ich auch weiss: es ist möglich und nötig, über seinen Schatten zu springen und den eigenen Bauchnabel zu verlassen. Es gibt einfach zu viele Autoren die eben keine Veröffentlichung hinbekommen, weil sie sich zu sehr in ihren ganz persönlichen Problemen und Wahrnehmungen verstricken, und dabei nicht darauf achten, dass diese ganze Geschichte einfach nicht mehr nachvollziehbar ist.

In diesen Tagen habe ich mir eine alte SciFi-Serie ins Hirn geschossen mit dem Titel "Earth 2". Eine Serie, die kaum jemand kennt, und vermutlich zu recht, denn hier erkennt man einen im Prinzip genialen Plot (Menschen versuchen einen fremden Planeten zu besiedeln, und egal was sie tun, sie machen dabei den klassischen Blödsinn, als wären die "Herren des Planeten" -- und werden dabei ziemlich massiv eines Besseren belehrt, denn der Planet samt seinen Bewohnern ist extrem metaphysisch und wehrt sich auf sehr deutliche Art), der aber durch seine Erzählweise und seine Charaktere völlig verhunzt wurde. Weder Super-Mom lernt aus ihrer Arroganz noch tun es alle anderen Charaktere. Eher negative Seiten von Charakteren werden einfach abgetan, nichts hat wirklich Konsequenzen über eine einzige Folge hinaus. Und unterm Strich merkt man dann: es sind diese sinnfreien Charaktere, die sich einer Situation stellen, in denen die Zivilisation geglaubt siegt, es aber dann doch nicht tut. Eigentlich ist also nichts passiert, und das nervt auf Dauer gewaltig.
Hat man also eine Aussage, dann bitte so, dass man sie mitbekommt und nicht vor Genervtheit einfach abschaltet oder den Deckel zuklappt. Das hat alles nichts mit der eigenen Geschichte zu tun, sondern mit der Art und Weise, wie wir damit umgehen. Und ob wir tatsächlich unser Bestes tun, diese Geschichte zu erzählen. Das bedeutet freilich vor allem: Arbeit. Viel Arbeit manchmal. Oft sogar zum heulen viel Arbeit.
Niemand wird sich unsere Geschichten antun, nur weil wir uns für genial halten und weil wir sie schreiben oder zeichnen. Da muss schon ein büschn mehr Substanz dahinter stecken. Selbst wenn man für diese Substanz ordentlich erkennen muss: Kinder wollen Abenteuer genauso wie Erwachsene, und die Abbildung der Realität ist da das langweiligste, was man machen kann. Der Alltag ist schon beschissen genug, den muss man sich nicht auch noch medial reinpfeifen. Und es ist durchaus möglich, auch aus einem Basiskonzept wie "Forsthaus Falkenau" etwas zu machen, was tatsächlich Substanz haben kann, denn der Weg ist das Ziel. Jeder SciFi-Kenner weiss, dass die Faszination des Sci-Fi nicht abhängig ist von technischen Schnickschnacks oder zukunftsfähigen Technologien, sondern die Möglichkeit sich auf eine heilsame Aussage zu werfen, ohne mit dem Dilemma des Alltags belastet zu werden. Würde man im richtigen Leben ein Problem bekommen über den Sinn oder Unsinn von Folter zu diskutieren und somit ins Realpolitische abzudriften, so ist es in der SciFi möglich, die glaubwürdige Aussage zu treffen: "Du überstehst das, wenn du dich selbst gut genug kennst." Zack bumm den Kern getroffen, denn die Bösen sind nicht die eigenen Nachbarn, sondern es geht um die Sache an sich.
Gute Geschichten ausserhalb der SciFi haben aber einen Plot, in der solche Aussagen ganz genauso getroffen werden können.

Oder anders: bei der Kunst geht es natürlich um uns, wenn wir welche produzieren. Ausschließlich. Aber genauso geht es ausschließlich um die, die zuhören oder zusehen. Was bedeutet, dass wir vielleicht dann am Besten sind, wenn wir uns selbst nicht verbiegen, und zu Höchstleistungen auffahren, wenn es um die Dramaturgie selbst geht, denn die Dramaturgie ist es, die unsere Leser oder Seher und Hörer aufnehmen.
Man schreibt keine Bestseller, indem man schöne Buchstaben malt. Man schreibt sie, indem man die Buchstaben in eine Reihenfolge bekommt, mit denen man was anfangen kann. Und wenn es dann nebenbei knallt und scheppert, isses auch gut, denn mit solchen dramaturgischen Gags kann man eines ganz besonders gut: innere Konflikte äußerlich sichtbar machen.
Alles eine Frage der Haltung zum Dynamit und der Wahrheit, die für uns selber wichtig ist.

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das ist das Leben. Es
besteht aus einer Ansammlung von Verlusten, mit denen man...
by ratte (28.03.18, 06:25)
Das ist ganz schön
deprimierend.
by sakana (22.03.18, 17:05)
Interessant. Nun sitz ich da
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by ratte (22.03.18, 07:28)
denken ist nicht degoutant lies
das wintermärchen doch einfach mal da wirst du vieles von...
by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

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