Samstag, 20. Juli 2013
Bücher, die die Welt vor dem Untergang retten.

Hab mal wieder ein Buch gelesen, "Die Wächter von Eden" von einem Herrn, dessen Namen mir gerade entfallen ist. Ist auch nicht so wichtig, denn Bücher dieser Art gleichen sich: Bestseller, die die wahren Verschwörungen von Religion, Politik und Kulturgeschichte aufdecken und aufklären, was das Zeug hält. Ein echter Knaller.
Und ich gebe es ja gerne zu: ich müsste gerade ganz andere Dinge TUN als Lesen (z.B. ein Schild bauen, Zeichnen, Pixeln, Schreiben, Staubsaugen und die Waschmaschine ausräumen), und wenn schon Lesen, dann wenigstens was Anständiges. "Graphic Facilitation" liegt auf dem Kaffeetisch und "Isis unveiled", "Ägyptische Märchen" und "Wie Farben wirken". Von "Die Geschichte der Philosophie" und Aldous´ Huxleys "Gott Ist". Oder im "Handwörterbuch von Bayerisch-Franken" mal über das "hadde beeh" (P) hinauskommen.
Dabei will ich vorerst gar nicht wissen was Gott isst, denn wie immer hatte ich einen unglaublichen Spass beim Lesen der "Wächter von Eden". Spass, den ich auch bei "Die Kinder des Gral" und allem habe, was aus der Feder von Erich Däniken (fränkisch "E.D.") schwappt. Nein, nicht das ich das alles für Blödsinn halte -- an der These, dass es zumindest unter den alten Sumerern Aliens gegeben hat, finde ich Einiges an Schlüssigkeit. Dass mir die gängigen Schlussfolgerungen aus so einem Sachverhalt allerdings sehr zweifelhaft vorkommen, steht auf einem anderen Blatt.

Das Faszinierende aber an diesen Büchern ist, dass Leser oft ungehübscht und kritiklos nachglauben, was sie da gedruckt in Händen halten, ist ein Phänomen, über das ich mehr wissen wollte, und mal versucht habe, zu analüsieren. Und ich kam dabei zu dem Schluss, dass -- die Wahrheit ist ja etwas, was in jedem Menschen anders ausschaut, also subjektiv (der "Ego-Tunnel", jippieh, ein neues schräges Wort!), weil ein Jeder andere Bilder und Bedeutungen von Wörtern im Kopf hat -- in den Sammelsutren dieser Bücher, aus denen eigentlich keine Schlussfolgerung zu ziehen ist, die Faszination vor allem in der Ablenkung von den Tatsachen ist: es gibt es DOCH, das große Geheimnis des Lebens, die Erlösung vom Irrsinn der Gegenwart und der Orientierungslosigkeit im Alltagsmuffin. Und für mich persönlich? Das Alternativprogramm zu Nora Roberts, die auch immer Dasselbe schreibt, alles wird gut aber nie kommts zur Sache. Nur: die Leserinnen von Frau Roberts wissen, dass das alles Kockolores ist, was da steht. Das war bei den üblichen Lesern von Verschwörungsprofi Dan Brown oder "E.D." nicht immer der Fall, wie die Massen von Widerlegungs-Dokumentationen schon ahnen lässt (wenn auch nix beweist). Ganz im Gegenteil, ohne außerirdische Ägypter hätte es nie "Stargate" gegeben, das U.S.-Programm, dass noch geheimer ist als das, was die NSA da fabriziert hat, und vermutlich nur deshalb an die Öffentlichkeit kommen konnte, um das Stargate zu schützen, wie das schonmal im Fall Rosswell geschehen ist.

Ja würden Leser wenigstens glauben, was in Büchern steht, die sich an die Realitäten halten, die uns so alltäglich tatsächlich entgegenschwappen. Aber diese Bücher sprechen in einer anderen Sprache (meist braucht man dafür einen Wortschatz, den man erstmal lernen muss... das is nich immer lustig), und dann versprechen sie einem auch weder das Blaue vom Himmel ("The Secret") oder die Erlösung an sich (ebenso: "The Secret"), obwohl die Wahrheit drinsteht ("The Secret" ist "echt wahr" und "funktioniert", weil die Verkaufszahlen so exorbitant sind, schreiben die Autoren -- das ist doch mal ein Beweis für den kosmischen Wunschpunsch, der vom Himmel fällt!).

Manchmal denke ich: je mehr wir versuchen, durch ein Wunder, eine Verschwörung oder sonst ein Geheimnis vom Leben erlöst zu werden, desto mehr entfernen wir uns vom Wunder Leben: Leben ist manchmal eben ätzend, aussichtslos, frustrierend. Nur solange wir uns nicht klarmachen WARUM es für uns so furchtbar ist, zementieren wir den Status Quo, und sind unfähig, die Ursache für die Wirkung zu beseitigen, auch wenn das echte Kraft kostet, und oft genug tatsächlich nix zu machen ist. Ein Blinder wird nicht mal eben sehend, und ein Lahmer nicht gehend, ein Sterbender nicht lebendiger durch "dran arbeiten" -- weil es das falsche "daran" ist.
Der Mist, der uns oft so fertig macht, ist Dünger für unsere Erfahrung, unsere Stärke und unser gesundes Wachstum. Aber leider muss man dafür eben im Misthaufen stehen, und sich mit den Eigenheiten dieses Düngers anfreunden. Der will uns ja nix böses, der will nur, dass wir wachsen.
Aber ob "The Secret" oder "Die Wächter von Eden" dabei irgendwie helfen wenn man´s bedingungslos glaubt, wage ich zu bezweifeln, denn Dünger stinkt, er ist kein Blümchenkleid.

Was mich daran erinnert, dass ich jetzt wirklich endlich DIE WASCHMASCHINE AUSLEEREN MUSS...

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by ratte (28.03.18, 06:25)
Das ist ganz schön
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by sakana (22.03.18, 17:05)
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mit meinem frisch und ungewaschenen Hals, und wundere mich über...
by ratte (22.03.18, 07:28)
denken ist nicht degoutant lies
das wintermärchen doch einfach mal da wirst du vieles von...
by wilhelm peter (10.01.15, 22:30)
den heine zu bringen,
bei diesem text. da muss ich mich räuspern. entschuldigung.
by don papp (10.01.15, 21:18)

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